Blitzgewitter, Sprach-Mischungen und Spompanadeln

Blitzgewitter, Sprach-Mischungen und Spompanadeln

Manches wird so skurril, dass wir baff sind.

Der sicherste Weg etwas nicht zu tun, ist, es vorher groß anzukündigen. Das betrifft nicht nur Diäten, Radausflüge, Rauch-, Nasch-, Trinkpausen, Öffnungsschritte, Wahlversprechen und Besserungsschwüre, sondern auch Sprachkolumnen, die sich still und leise in die Sommerpause nach Südeuropa verabschiedet haben. Man verzeihe ihr die Abwesenheit. Das Zitronenblatt hat nun Sonne getankt und ist mit neu gesammelten Zitronenwörtern, grammatikalischen Stacheln und Sprachwurzeln zurück.

Da seid ihr jetzt baff.

Erst vor wenigen Tagen las ich diesen Ausdruck wieder und bemerkte, dass ich nicht weiß, woher er kommt. Die etymologische Erklärung ist unterhaltsam und wirkt zum Glück heutzutage skurril (lateinisch scurrilis, zu: scurra = Witzbold):

baff sein

sprachlos sein
 ♦ 
der Ausdruck ist lautmalerischen Ursprungs und ahmt den Schuss eines Gewehres nach; schon im 17. Jh. war die Wendung baff sein eine Bezeichnung für jemanden, der dasteht, als wäre er von einem Schuss erschreckt worden.

Ich bringe auch ein echtes Beispiel, wie man es auch bei Deutschlernenden immer anbringen sollte, denn die selbstgebastelten Sätze der unauthentischen Sprachverwendung lehren keine lebende Sprache, sondern höchstens die Anwendung in Lückentexten (die es in der Realität auch nicht gibt, außer fernmündlich bei schlechter Verbindung oder bei Beziehungsenden, die aus missverständlichen WhatsApp-Chats bestehen, hier werden naturgemäß Namen, Uhrzeiten und andere Fakten ausgelassen).

Das Beispiel:

Erst war ich baff, dann bekam ich große Lust dazu. (Die Zeit, 25.06.2003, Nr. 26).

Ja. Das kennen wir.

Baff war ich auch, als eine in die Medien gekommene Online-Fitness-Trainerin aus dem 11. Bezirk sagte: „Ich zeige euch tolle Core-Übungen.“ Dieses „Core“ sprach sie Wienerisch-Englisch aus, was diesen Satz hervorbrachte: „Ich zeige euch tolle Chor-Übungen.“ Was genau ist der kommunikative Wert einer solchen Sprachmischung? Der Vorteil der deutschen Sprache ist, nein nicht, wie man annehmen müsste, ihr romantisches Ausdrucksvermögen, sondern dank Präfixverben (also ver-, um-, zu-, weg- usw.) und Zusammensetzungen: die Exaktheit, weshalb sich philosophische Texte gut auf Deutsch lesen lassen.

Englisch zeichnet sich anderwärtig aus. (Durch ein sehr großes Vokabular zum Beispiel). Ich habe ein paar Übersetzungen für die Chor-Fitness-Trainerin gesammelt.

Hardcore. Core ist nicht gleich Core:

  • der Kern  Pl.
  • die Ader  Pl.: die Adern
  • das Herzstück  Pl.: die Herzstücke
  • das Innerste  kein Pl.
  • das Kerngehäuse  Pl.: die Kerngehäuse
  • das Kernstück  Pl.: die Kernstücke
  • das Mark  kein Pl.
  • das Kernhaus  Pl.: die Kernhäuser
  • das Mittelstück  Pl.: die Mittelstücke
  • der Schacht  Pl.: die Schächte
  • der Innenteil  Pl.: die Innenteile
  • das Innenteil  Pl.: die Innenteile
  • der Core   [Spieltheorie]
  • der Bohrkern  Pl.: die Bohrkerne
  • der Magnetkern  Pl.: die Magnetkerne
  • der Rollenkern  Pl.: die Rollenkerne
  • der Spulenkern  Pl.: die Spulenkerne
  • der Ventileinsatz  Pl.: die Ventileinsätze
  • die Einlage  Pl.: die Einlagen
  • die Hülse  Pl.: die Hülsen   [Papier und Zellstoff]
  • der Gusskern  Pl.: die Gusskerne
  • die Kabelseele  Pl.: die Kabelseelen
  • der Eisenkern  Pl.: die Eisenkerne
  • das Gelege  Pl.: die Gelege   [Hebetechnik]
  • der Grundkörper  Pl.: die Grundkörper   [Schleiftechnik]
  • der Trägerkörper  Pl.: die Trägerkörper
  • die Seele  Pl.: die Seelen
  • der Nukleus  Pl.: die Nuklei
  • der Silbengipfel  Pl.: die Silbengipfel
  • der Silbenkern  Pl.
  • die Kerndichtung  Pl.: die Kerndichtungen   [Wasserbau]
  • der Hülsen-Innendurchmesser
  • der Dämmkern  Pl.: die Dämmkerne
  • der Dichtkern  Pl.: die Dichtkerne
  • der Einbruch  Pl.: die Einbrüche
  • die Innendichtung  Pl.: die Innendichtungen

Na, wusstet ihr, dass Kabel Seelen haben?

Eine weitere Frage, die sich bei häufigen Sprachmischungen mitten im Satz auch stellt, ist: Weshalb müssen politisch korrekte Begriffe Englisch sein? Sind sie sonst weniger korrekt? Muss es Awareness-Teams, LGBTQIA und Body Positivity heißen? Schließe ich damit sprachlich nicht wiederum Menschen aus, die diesbezüglich nicht informiert sind oder kaum Englischkenntnisse besitzen?

Wenn ich sprachsensibel mit einem Thema umgehen möchte, macht es Sinn, mich darüber mit den Menschen (in meiner direkten Umgebung, vor Ort, nicht über Twitter) zu unterhalten und Sprachbarrieren abzubauen.

Apropos Anglizismen. Leider hat ein gutes Lokal bei mir um die Ecke bis jetzt nicht mehr aufgemacht, dafür aber die Präsenz im Bezirk Neubau verstärkt, was wir jetzt weniger liken. 😉

Das Lokal neigt zudem in letzter Zeit sehr zum Sprachmischmasch auf SM.

Social Media, was denkt ihr?

„Schnapp dir deine two best friends und kostet euch durch unsere OPENING-PARTY.“

(Vielleicht ein raffinierter Weg, dem Gendern bzw. Gegendere zu entgehen?)

Eins zwei oder drei

… letzte Chance … vorbei! Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.

1. Macht’s Spompanadeln! Ein schönes österreichisch-umgangssprachliches Wort, das es nur in der Mehrzahl gibt (ein Pluraletantum also) und wir dem Europameisterschaft- und Songcontest-Gewinner des Jahres verdanken. Da ich auf ihn bereits vor Austragung der Wettbewerbe gesetzt habe, verdanke ich ihm auch meine nächste Italienreise. Grazie, ragazzi. Herkunft: italienisch spampanata = Aufschneidereien.

2. Wenn ihr in Wien seid: Besucht eines der neuen Rooftop-Lokale (oh wow, ihr habt mich erwischt, ich wurde „eh auch“ sprach-gechipt, OH MY GOD, total crazy) am Prater. Die Ringelspiele oder dialektaler Drahdiwaberl von oben zu sehen hat vor allem abends viel Charme!

3. Ein Vorschlag für ein schöneres Filmerlebnis, denn das nahende Gewitter legt einen gemütlichen Filmeabend nahe: Statt mit „Bullshit“ zu synchronisieren, bin ich eindeutig für eines dieser Wörter: Mumpitz (aus dem 19. Jahrhundert, Berliner Börsenjargon), Unsinn, Humbug, Schmarr’n, Nonsens oder Blödsinn. Genauso wenig sprachlich wertvoll ist für mich der Ausdruck Shitstorm, also Scheiße-Sturm (*räusper*), der sogar in den ZIB-Nachrichten verlesen wird. Ich stelle mir dabei immer einen Volle-Windel-Tornado vor.

Das Bored-Out des gelangweilten Büromitarbeiters im Gegensatz zum Burn-Out ist eines der Trendwörter der letzten Zeit, mit dem ich mich anfreunden kann. Es ist auch schöner, Langeweile als ein Burnout zu haben.

Mit diesen Worten: Schönen Sonntagabend!

Und als Italien-Quiz für nächstes Mal:

Was versteht man unter einem mese solare (Sonnenmonat) im Gegensatz zu einem mese lunare (Mondmonat)?

Alles Liebe

Barbara

Die G’spritztn

Sonntag. Impf-Rushhour Austria Center, Kaisermühlen.

Nach einer Stunde Warten vor dem Austria Center endlich Kontrolle bei den Hütten. Reihe 11.

Frau kehrt nach wenigen Augenblicken vollkommen verwirrt zurück, weiß nicht, wie sie weiter gehen soll.

Frau: „Wo ist da die Schlange??“

Mann von hinten: „Do is kane!“

Gutes Impfen und Nichtimpfen in der Zwischenzeit. Die Kolumne ist dieses Wochenende frisch aufgespritzt zurück!

B.

Stadt Wien Gesundheits-Spaß

Zitronenblatt 🍋. Wie die Kolumne zu ihrem Namen kam

Ein Auszug aus meinem Buch „PIL“ 🐘:

Ich träume noch immer davon, zu rauchen. Mit schlechtem Gewissen. Als ich noch rauchte, träumte ich nie davon.
Doch auch von meinen Pflanzen, die ich trocken sah und goss, träumte ich, träumte mir vielleicht. Denn in der Nacht flüsterten sie, schüchtern, zärtlich: Wir sind durstig, die sommerlichen Temperaturen trocknen uns aus.

Ich gieße sie.
Sie sind glücklich. Blühen, wachsen, wachsen, sprießen, leuchten mich grün an.


Mein Bruder Mats und ich standen auf meinem Balkon, setzten den Zitronenkern in eine aufgeschnittene Colaflasche, machten uns mit Erde schmutzig. Die sizilianischen Jugendlichen auf der Straße riefen einander belanglose und belangvolle Dinge zu.
Bald darauf ragte ein schüchterner Spross aus der Erde, leicht nach links geneigt, sah sich neugierig um, voll Freude, zu leben. Ein Jahr später kam er, in Größe einer Topfpflanze, mit ins Flugzeug nach Wien. Begeistert rochen Stewardessen und Bodenpersonal an ihm, griffen das Pflänzchen an, Limone, Zitronenbäumchen, sagte ich. Ich trug es in einer Einkaufstasche im Handgepäck mit mir, sodass es jeder sehen konnte. Niemanden kümmerte, dass es nicht erlaubt war.


Nun stehst du bei mir in Wien, ragst an die Decke und breitest dich in alle Richtungen aus. Bist gewachsen, wie ich.

Neue Blätter 🍋❤️

Made in Austria: Warum man auch mit Worten nicht urassen soll

Made in Austria: Warum man auch mit Worten nicht urassen soll

Plus: Trick 17 als Life Hack

Das Wort ursassen (verschwenden, vergeuden) hört man in Österreich meistens in diesem Satz und in ganz verschiedenen dialektalen Ausformungen: „Geh, tu ned so urassen.“ Ụrassen mit Betonung auf u und gothischer Herkunft: ufarassjan. Es verbindet sich scheinbar gerne mit „tun“. „Urasse nicht, mein Kind!“ ist uns viel zu wenig umgangssprachlich. Jesus könnte es aber auch so in der Art gesagt haben, nachdem er extra am See See Genezareth (ich war dort, er ist wunderschön und spirituell, allerdings später) Fisch und Brot im Rahmen der Initiative „Wundersame Brotvermehrung“ an mehrere tausend Menschen verteilte.
Auch jetzt, wenn auch in Wien viele Menschen während des Ramadans fasten, ein wichtiges Thema, dankbar für das zu sein, das wir haben, und nicht zu urass’n.

Ein sympathisches Wort jedenfalls, dieses urassen. Es wird, bekommt man den Eindruck, gerne von Älteren verwendet, meist für Essen, gern gestohlene Büromaterialien (Chef: „Urassen Sie nicht mit dem teuren Schreibpapier!“) und andere mehr oder weniger wertvolle Dinge.

In der Jugendsprache dürfte es meinen Ohren nach noch nicht angekommen sein. „He, was geht mit dir? Urass nicht so mit dem Bubble Tee.“ Klingt aber gut, finde ich, und lässt sich vielfältig einsetzen. Sogar mit Objekt oder ohne.

Die Jugendlichen hätten auch allen Grund, das zu sagen, denn immerhin sind sie gerade 20 Minuten lang unten bei der U-Bahn-Station Schottentor (tolle Atmosphäre) mit Maske angestanden. So wie wir in dem Alter zu Nicht-Pandemie-Zeiten vor der Disco U4 mit (schlecht) gefälschten Schülerausweisen. Nach dem Motto: Keine Schlange ist zu lange.

Pro: In der Schlange können Gleichaltrige beobachtet und getroffen werden. Und sei es die Angst, nicht hereingelassen zu werden oder die, dass die Lieblings-Bubble-Tea-Sorte aus ist: Gesprächsthemen sind vorhanden.

Der redet falsch aka: Pack die Jause für den Dialektologie-Ausflug.

Apropos Dialekt. Viele Leute verwechseln Standarddeutsch („Hochdeutsch“) mit Mundart oder Umgangssprache. Im Dialekt ist zum Beispiel die unterschiedliche Verwendung der Fälle nicht falsch. Auch die gesprochene Sprache ist ein konsequentes, intaktes, harmonisches und in sich richtiges System. Deshalb zeigen oft gerade die, die sprachlich eher Halbwissen haben, mit dem Zeigefinger auf Leute, die sich dialektal ausdrücken.

Was zu sagen richtig ist, wie: „Du sterst erm eh ned“ (Du störst ihn eh nicht), kann nicht mit einem gekeppelten: „ihn!“ ausgebessert werden.

Klarerweise kommt es bei Mischungen von Dialekt und Standardsprache (Prohaska im Fernsehen z. B.) dann zu unrichtigen Kombinationen. Auch dann, wenn ich versuche, im breitesten Wiener Dialekt zu sprechen. Das kann ich nämlich nicht (gut). Denn in den 80er-Jahren entschieden viele Eltern in Wien und Umgebung mit den Kindern bewusst „Hochdeutsch“ zu sprechen. Bildungssprache. Diese Tendenz hat sich bis heute gehalten, allerdings lernen die meisten jungen Wienerinnen und Wiener im Arbeitsleben den Dialekt und verwenden ihn ab dann auch in ihrem Alltag.

Pro: Im Alltag sprechen wir alle meist irgendetwas dazwischen.

Trick 17 heißt jetzt Life Hack und warum wir das nicht liken

Apropos junge Wiener. Ihnen werden online von Werbung und Klick-drauf-Artikel (= auch Werbung, aber mit komischen Bildern und Geschichten) Life Hacks für „eh alles“ angeboten. Wir sagten dazu einfach Trick 17. Die „Sendung mit der Maus“ hat mir beantwortet, woher der Ausdruck Trick 17 kommt:

Die wahrscheinlichste Theorie ist, dass Trick 17 auf das englische Kartenspiel Whist zurückgeht. In der Schweiz sagt man übrigens Trick 77 – und in Finnland Trick 3. In Frankreich nutzt man système D.

Und der in vielen Sprachen um sich greifende (oder besser gesagt schlagende) englischsprachige Begriff Life Hack? Der kommt von hier:

The term life hack was coined in 2004 during the O’Reilly Emerging Technology Conference in San Diego, California by technology journalist Danny O’Brien to describe the „embarrassing“ scripts and shortcuts productive IT professionals use to get their work done.

= Der Begriff Life Hack wurde 2004 (..) vom Technologiejournalisten Danny O'Brien geprägt, um die „peinlichen" Skripte und Datei-Verknüpfungen zu beschreiben, mit denen IT-Experten ihre Arbeit erledigen.

Ursprünglich also keineswegs ein positiver Begriff.

Pro: Lieber trickseln statt herumhacken.

Noch mehr komische Werbung: die Eis-und-doch-kein-Eis

Wer spätabends noch fernsieht, den erwischt auf manchem deutschen Privatsender auch die Über-18-Werbung. So auch jene der Firma Eis, die kein Eis verkauft. Sie preist ein Produkt an (es ist kein Eis) und eine Stimme sagt:

„XY um nur null Euro.“

Kann etwas NUR null Euro kosten? Nur nichts? Ich befürchte, das ist weder mathematisch noch sprachlich auf irgendeine Weise sinnvoll.

Aber auch auf unseren heimischen Privatsendern gibt es sprachlich interessante Werbungen so wie die LIDL-Grillwerbung, die in (jedenfalls nicht Wiener, könnte ihn aber nicht ganz genau zuordnen, wisst ihr es?) Dialekt Grillfleisch-Preise herumschreit. Wahrscheinlich, weil wir in Wien, die Hochdeutsch und Wienerisch sprechen, keine Griller in unseren Nicht-Gärten haben. Dafür hat mein Garten auch nur null Euro gekostet.

Pro: Jetzt wird es wirr.

Apropos wirr:

Wirre Spekulation aufgetaucht

Gestern war ich im Botanischen Garten, in dem mich diese lustigen, fancy Schönheiten erwartet haben:

Tulpen. Botanischer Garten neben Belvedere.

Beim Heimfahren über den Ring musste ich dann wegen Demonstrationen zuerst warten und dann aus der Straßenbahn steigen.

Da ist mir urplötzlich – nach nur zwei seriösen Facebook-Videos von Frau Dr. Dr. med. Gurkensalat – alles klar geworden:

Die Wiener Linien wollten von den harten Maßnahmen 2019 des Essverbots in der U-Bahn (Leberkassemmel, ofenwarme Golatschen und Kebap) ablenken und taten sich mit der Wiener Wirtin „Bei Gitte“ und anderen zusammen, die von der Knallhart-Maßnahme „Rauchverbot drinnen“, sehr zum Unmut der 90 % Raucher-Stammgäste, ablenken wollten. Sie fuhren deshalb gemeinsam mit der über Knoten Simmering umgelenkten Bim 72er nach Wuhan. Dort zerdepperte (Wienerisch zerbrach) Gittes 30-jähriger Sohn Berti unabsichtlich sein Glas-Tupperware mit der vergessenen Knacker als Jause vom Donauinselfest 2014 darin.

„Unabsichtlich“! 😉

Corona Made in Austria statt Made in China, Hygiene Austria weiß, wovon ich spreche. Wir (meine fünf anderen Persönlichkeiten und ich) haben alles aufgedeckt. Man kann es nicht mehr abstreiten.

Weltweit reiben sich nun die Eliten der Lokal- und U-Bahnbesitzer die Hände, da dank Maskenpflicht und Schließung nun weder in Lokalen geraucht, noch in U-Bahnen gegessen werden kann oder darf.


Zum Abschluss das Wort des Tages von dictionary.com, das ihr bestimmt weder kanntet noch aussprechen könnt:

apothegm

apuh-them ]

noun

a short, pithy, instructive saying; a terse remark or aphorism.

= ein kurzes, kerniges, lehrreiches Sprichwort; eine knappe Bemerkung oder Aphorismus


Alles Liebe und eine schöne Woche. Barbara

PS: Morgen wird der Lockdown gelockert (was wiederum etwas verwirrt) und wir machen es wie die Bubble-Teenager und schlängeln uns auf der Straße, um dringend neue Socken zu kaufen.

Partypreise statt Partyreise – von reizlosen Reizen im Lockdown

Partypreise statt Partyreise – von reizlosen Reizen im Lockdown

Warum sich *reiz- aktuell hervorragend zur Wortbildung eignet und was wir international essen.

Ich widme die heutige Kolumne meinem Universitätsprofessor Franz Patocka. Während des gesamten Studiums (das waren viele Jahre, war ich doch dazwischen jahrelang im Ausland und lernte alles mögliche Andere als Germanistik, wie z. B. brasilianische Samba/Axé-Choreografien und sizilianische Rezepte und Sprichwörter) besuchte ich spannende Seminare und Vorlesungen bei ihm zum Thema Sprachwissenschaft. Es ging um bairische Dialekte, also unsere, Fachsprachen der Arbeitswelt, Syntax (Satzbau) in schriftlicher und mündlicher Sprache und vieles mehr. Ich schrieb auch meine Diplomarbeit zur Wortbildung bei ihm, bei der ich endlich – spät aber doch – dank seiner strengen Verbesserung auch noch die richtige Kommasetzung, den Unterschied zwischen den Bindestrich-Längen und mehr lernte.

Zu einem Seminar zu Fachsprachen gab es in einem Semester nur zwei Anmeldungen. Prof. Patocka lachte und sagte scherzhaft, er werde eine Alternative für mehr Zulauf anbieten, könne uns aber genauso gut etwas über diese Fachsprachen im Kaffeehaus erzählen, wenn wir wollten.

Sein trockener Humor und seine sprachwissenschaftliche Arbeit haben sehr viele Studenten und auch Kollegen über Jahrzehnte beeinflusst. Er unterrichtete bis jetzt, noch im Wintersemester 2020, auch nach seiner Pensionierung weiter und es macht mich sehr traurig, dass er vor wenigen Tagen von uns gegangen ist.

Was uns momentan im alltäglichen Lockdown-Leben fehlt, sind die Reize. Unsere Umgebung (Homeoffice = Zuhause und die Parks, die wir auswendig kennen) ist reizarm geworden, fast alles erscheint reizlos. Was folglich dafür sorgt, dass wir reizbar und gereizt statt reizend sind. Neue Eindrücke kommen nur in digitaler Form zu uns, was ein Gefühl der langsamen Verblödung hervorruft. Nach dem Motto: langsam aber sicher. So legte ich mein Buch gestern weg, um stundenlang durch grüne Röhren zu klettern und feuerspeiende, fleischfressende Pflanzen und gemeine Männchen auf Wolken zu bekämpfen (Super Mario). Andere sehen stundenlang Netflix-Serien oder liegen, wie auch ich kürzlich, mit gequält-fröhlichem Gesichtsausdruck bei etwa 10 Grad, gefühlt -5 dank Wind, bibbernd in irgendwelchen Wiesen.

Auf der Facebook-Seite der Büchereien Wien gibt es heute wieder einmal einen sehr amüsanten Beitrag dazu:

„Der große Vorteil des Arbeitens ist ja, dass man in der Zeit zumindest nicht spazieren gehen muss.“

Die Bild-Zeitung berichtete vor einigen Tagen vom Ösi-Wunder, bei dem es um irgendetwas ging, das hier besser klappt. Was das Wunder genau war, weiß man schon nicht mehr, da sich zurzeit die Nachrichten täglich ändern und überschlagen. Am besten man steckt, wie Super Mario und Luigi (Ciao, bello), den Kopf in einen leeren Blumentopf.

Bis der Hunger kommt. In meinem Buch las ich von „Karbonade“, aus dem Französischen: auf Kohlen geröstetes Fleisch. Das ist gleichbedeutend mit carbonata im Italienischen, Italienische carbone, Latein(isch haha) carbo, also Kohle. Was mich an die Carbonara erinnert. Die etymologische Herkunft des Namens dieses einzigartigen Pasta-Gerichts (piatto ist sowohl der Teller, als auch Gericht) ist umstritten. Wahrscheinlich kommt er daher, weil sie die carbonai (dt. Köhler/Kohler, Kohlenbrenner) aus den Abruzzen zur Stärkung nach getaner, harter Arbeit zubereiteten. Bravi!

In Österreich und ein paar Nachbarländern ist es durchaus legitim, ein süßes, warmes Mittagessen zu genießen, wie Apfelknödel, Buchteln, Kaiserschmarrn und mehr. In Italien, Portugal, Frankreich usw. reagierten die Leute daraufhin genauso aufgeschlossen wie ich, als ich in Japan zum Frühstück im Ryokan, jap. 旅館, wortwörtlich Reisegasthaus, Suppe und rohen Fisch bekam.

Eine Mahlzeit im Ryokan, in Hakone.

Japan war sehr schön, spirituell und keine klassische Partyreise, wie damals Ios, Ibiza und manchmal auch Lissabon. In der U-Bahn-Station Schwedenplatz gab es (gibt es noch?) ein Reisebüro für Last-Minute-Reisen. Da ich immer schon ständig dort vorbeiging, war auch die Buch-Versuchung für die nächste Partyreise zu Studentenzeiten groß.

Neu ist jetzt rechts und links der Rolltreppe Richtung Eissalon etwa 83.746.364 Mal die gleiche Werbung nebeneinander. Ich las vor wenigen Tagen Partyreise (Freudscher Verleser). Wobei der Supermarkt aber leider mit Partypreisen lockte. Was für eine Party bitte? Ich möchte dann bitte lieber Ios+, das wäre dann Mykonos. Wie viele Rabattmarkerl brauche ich dafür?

Thema Reisen (die Jüngeren von euch wissen vielleicht nicht mehr, was das war): Eine Freundin von mir plant momentan einen längeren Aufenthalt in Mexiko. Das erscheint uns allen im Augenblick so in etwa wie ein Flug im Mars-Hubschrauber mit dem schönen Namen Ingenuity, der Farb-Fotos, die an bestimmte Gebiete Mexikos erinnern, schießt. BITTE LÄCHELN.

Ich bevorzuge zurzeit die Trend-Region Wagram. Die ÖBB bewirbt sie in der Bahn mit den sehr interessanten Adjektiven: abgehoben . bodenständig. (Mit Punkt in der Mitte, kreative Satzzeichenfreiheit? Soll ein Schlaf-Wagen durchpassen?) Also sowohl für Snobs, als auch für Leute auf der Suche nach nicht-japanischen traditionellen Wirtshäusern? Ist abgehoben etwas, was man möchte, fragt man sich da. Aktuell wohl ja, wir wollen abheben und am liebsten mit einem Hubschrauber auf dem Mars herumfliegen. Darauf spazieren bitte nicht.

Ja, fliegen…

Als ich vorgestern durch den Donaupark gehe (NICHT SPAZIERE), laufen zwei Kinder neben mir. Der Bub sagt: „Wir können nicht fliegen. Nur wenn wir Zauberkräfte haben, stimmt’s, Paulina?“ Und Paulina bejaht.

Ich hoffe, wir finden diese Zauberkräfte.

🍋🍃. Schöne Woche! Trotz allem.

Barbara

Eine Rolle Prinzen für das Krokodil

Eine Rolle Prinzen für das Krokodil

Hoffentlich ein aufblasbares fürs Freibad oder das Meer, falls dieser Winter je enden sollte.

Könnt ihr euch noch an die Prinzenrolle aus eurer Kindheit erinnern? Gute Neuigkeiten: Es gibt sie immer noch. Es sind zwar nur runde Kekse und keine ganze Rolle frischer Prinzen zur Entnahme (Inspiration für den zeitgleichen Fresh Prince of BelAir?), trotzdem war sie der Hit.

Meine Freundin aus Guadeloupe hat mir kürzlich ein Foto ihrer Prinzenrolle geschickt.

Daraufhin suchte ich ein Bild unserer:

Der französische Prinz wirkt ein wenig aufgeweckter und wirft uns eine angebissene Prinzenrolle auf den Kopf, während der österreichische Prinz dämlich grinsend sein Schwert präsentiert. Kleidungstechnisch sind sie im Partnerlook.

Lustig ist dann vor allem, dass der französische Traumprinz dem Anschein nach braunhaarig und unserer blond ist. Wie sehen die Prinzenrollen bei euch aus? Beide Prinzen erwecken FAST den Eindruck, sie könnten uns vor einem Drachen oder Krokodil beschützen.

In der Gratis-Zeitung wurde gefragt: „Was denkt ihr dazu?“ Nein, nicht richtigerweise: „Was sagt ihr dazu?“ oder „Was denkt ihr darüber?“ sondern: Was denkt ihr dazu?

Wie auch der gestrige Eintrag zeigt, schreiben manche Zeitungen so schlecht, dass nicht einmal die Redakteure selbst lesen, was sie schreiben. „Blindschreiben“ bekommt eine neue Bedeutung.

Es ging, wie immer, um ein polarisierendes Thema. Dazu kurz: Ich bin sehr tierfreundlich und lasse sogar Feind Nr. 1, die Spinne, leben und hoffe bei den Stechmücken („Gelsen“), sie würden doch irgendwann nachts von allein satt werden. Doch diese Petition des Tierschutzvereins ist wahrlich sonderbar.

Es geht um den Speziesismus. Wir Menschen diskriminieren mit unseren Worten andere Lebewesen. Wir sollten deshalb keine abwertenden Redewendungen mehr verwenden, wie „eine Krokodilsträne weinen“. Mit der Begründung „Krokodile sind empfindsame Wesen, die teilweise aufwendige Brutpflege betreiben.“ Ich frage mich, ob das das Krokodil auch so sieht. Würde ich z. B. neben einem Krokodil schwimmen und ein bisschen plaudern wollen, könnte es mich für eine Prinzessinnenrolle halten und reinbeißen, falls hungrig. Da gibt es prinzipiell nur zwei Möglichkeiten: Hunger oder nicht Hunger.

Ich trage natürlich kein Krokodil als Handtasche, aber denke, es ist ihnen, Wienerisch gesagt, eher wurscht, welche Redewendungen wir verwenden. Deutschsprachige Krokodile gibt es übrigens in freier Wildbahn nur im Donaukanal Höhe Urania bis Roßauer Lände.

Apropos schwimmen: 700.000 Menschen in Österreich können nicht schwimmen. Durch den Lockdown und die fehlenden Schwimmkurse wird diese Zahl noch ansteigen, eine hohe Zahl! Wir haben aber auch an Land kaum Chancen gegen ein Krokodil.

Zu korrekter Sprache etwas Wichtigeres: Ich habe kürzlich eine britische Serie synchronisiert gesehen und im Original sagt der eine Mann „you prick“. Nicht nett, aber das sagt er. Die Synchronisation war sehr unpassend und schlecht mit „du Spast“ gewählt. Meine Schülerinnen und Schüler verwendeten es, ohne die geringste Ahnung der Bedeutung zu haben, aber als erwachsene Übersetzerin darf mir so etwas nicht passieren. Vor allem, da die Übersetzung, abgesehen von beleidigend, auch falsch ist. In den deutschen Untertiteln wurde dann mit „du Arsch!“ passender übersetzt. Ich entschuldige mich für die Kraftausdrücke.

Thema Jugendsprache: Gespräch in der U-Bahn, junge Frau: „Das ist dort auf der Hilfer.“ Ältere Semester sagen MaHü, bei den Teenies ist’s die Hilfer (Mariahilfer Straße). Als Nachsatz meinte sie dann noch, denn sie suchten einen Ort ohne Maskenpflicht: „Man soll mein schönes Gesicht sehen.“

Das liken wir und hoffen, bald wieder viele schöne und lächelnde Gesichter zu sehen.

Haltet durch, irgendwann müssen Kälte- und Corona-Wellen enden und wir dürfen wieder mit unserem aufblasbaren Kroko von einem Bademeister aus dem Wellenbecken oder dem Hotel-Pool geworfen werden! (Und: Vielleicht lässt er sich mit einer bröseligen, angeschmolzenen Prinzenrolle bestechen.)

B.

Umzug im Brutal-Lockdown

Umzug im Brutal-Lockdown

Wir machen Zitronenlimonade. Diesmal ohne Dschungel. Dafür mit Scha(r)f.

Lustige Wortschöpfungen reißen nicht ab.

So kündigte eine (Gratis-)Zeitung vor Ostern an: Kommt jetzt der Brutal-Lockdown?

Die Antwort ist: Ja, er kam. Aber es gibt auch weniger „gute“ Nachrichten. Räusper. Ich habe, wie so viele, einen Schritte- und Kilometerzähler auf dem Handy. Mich bringt er trotzdem nicht dazu, nur eine Stufe mehr freiwillig zu steigen.

Unsere Haupt-Freizeitaktivität ist momentan, wie oft gesagt, das Spazieren. Zumindest hier beruhigen wir unser Gewissen und sind über unsere abgehatschten Kilometer und Neuentdeckungen in unserer Stadt froh. Brauchen wir aber nicht zu sein. Denn mein Kilometer-Zähler verrät mir, dass ich 2019 um 1,5 km mehr täglich zu Fuß gegangen bin als in den Lockdown-Jahren (Hilfe, das klingt lange) 2020 und 2021.

Wie gewonnen, so zerronnen.

Das Wetter schmilzt auch den Aprilschnee, es ist direkt warm.

Sprichwörtliche Redewendungen haben es in sich. Kürzlich sprang jemand ein paar Meter von mir entfernt auf und ab, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Gesehen zu werden. Treffend war die Beschreibung meiner Freundin später „Er hat ein Theater gemacht“. „Mach nicht so ein Theater!“, wird gesagt. Und wir machen (ein) Theater, um gehört, gesehen, gemocht oder gelesen zu werden.

Und das ist auch gut so. Denn das Theater braucht uns und wir es.

Wir könnten stattdessen aber auch, wie es in der Werbung heißt, Fashion- und Lifestyle-Shopping machen. Ja, wir kaufen uns jetzt den Lifestyle.

Gehst du heute auch lifestyle-shoppen? Ich brauche noch eine große Wohnung im 19. und teures Besteck. Ja, heute shoppe ich den Hipster-Lifestyle und brauche weiße, lange Socken und ein Stoffsackerl für mein altmodisches Rad. Oder doch lieber Gucci-Lifestyle?

In Wahrheit bin ich neidisch und würde auch gerne Lebensstil shoppen. Der Corona-Lifestyle ist übrigens gerade im Angebot.

Ich befürchte aber, ein Lebensstil ist eventuell doch nicht käuflich. Aber sagt es der Werbung nicht, sonst ist sie sad, very sad.

Der Lifestyle im 20. Bezirk, am Hannovermarkt, sagt mir auch zu. Da gibt es nämlich Folgendes zu kaufen, danke M. für diese Information:

Karpfen mit Putzen 5,90
Karpfen ohne Putzen 4,90

Da kamen mir gleich diverse blöde Fragen, die gemeinsam gestellt besonders unsinnig sind:

  1. Putzen Sie auch im 9.?
  2. Haben nicht nur Äpfel, sondern auch Karpfen Putzen/Butzen? (Kennt ihr noch den Ausdruck Apfelbutzen?)
  3. Was ist dieses köstliche Putzen?

Weniger köstlich, dafür umso gesünder, ist mein neuester Kräutertee. Allen Skeptikern sei hiermit gesagt, ich bin mir dessen bewusst, dass der Weg von Wodka-Redbull als Aperitivo in der sizilianischen Bar um 19.00 zu Kräutertee im Wohnzimmer um 19.00 dramatisch ist.

Der Kräutertee ist bitter. Das lässt auf gesund schließen, hoffentlich kein Trugschluss. Trüge mich nicht, o Kraut. (Wo ist das be- geblieben?) Er ist aus Schafgarbe, wobei Althochdeutsch garwe Gesundmacher heißt. Tiere, besonders Schafe wie wir, lieben diese Pflanze.

Zum Abschluss der heute kurzen Kolumne habe ich nun alle Namen der Schafgarbe auf der Wiese der deutschen Sprache eingesammelt. Als Zeichen dafür, dass man viele und fantasievolle Wörter, Bezeichnungen, Synonyme bilden kann und dass vielleicht nicht alles im Leben Fashion & Lifestyle ist. Oh nein, ist Kräutertee etwa doch Lifestyle? Sorte boringOMG!!! ist alles, was ich dazu sagen kann.

Lateinisch: Achillea millefolium

Andere Namen:
Augenbraue der Venus, Blutstillkraut, Frauenkraut, Frauendank, Gotteshand, Grillengras, Katzenkraut, Margaretenkraut, Achilleskraut, Gänsezungen, Grützblume (naja, schön ist anders), Zangeblume, Feldgarbenkraut, Grundheil, Schafzunge

Quiz: Wie viele Tiere haben sich hier versteckt?

Von Blumen werde ich heute dank des Nach-Oster-Schneesturms-im-Brutallockdown nicht mehr viel sehen, dafür erquicken uns diese Namen.

Bis sehr bald!

Barbara

Die virtuelle Katze fängt den Ohrwurm

Die virtuelle Katze fängt den Ohrwurm

Oder: Was das, was wir sagen, uns sagt.

Ein Jahr mexikanisches Bier in Österreich. Und wir beißen in die Limetten. Psychologen sagen, wir schlafen und träumen anders. Länger. Wirrer. Unser Gehirn muss eine neue Welt einordnen. Das ist die Ausrede für meinen heutigen Traum (mein Nachbar Freud würde mir ganz sicher etwas anderes dazu sagen).

Ich gehe in ein Virtual-RealityFitnesscenter, ein sehr cooles, dunkles, mit Graffiti im Cross-Fit-Stil, um ein Verbrechen aufzulösen. Ich trainiere dort und es ist alles wie im echten Leben. Sie machen Kampfsport und trainieren mit Hanteln, eine fällt sogar auf mich und es tut kurz weh. Doch niemand beachtet mich, eigenartig. Als ich hinausgehe, also aussteige, sehe ich, dass ich eine rote Katze war. Ich hatte den Katzen-Filter bzw. -Avatar unabsichtlich gewählt und das fanden die Trainierenden nicht so spannend, was schließlich für meine Ermittlungen (?) vielleicht hilfreich war.

Klingt fast nach Science-Fiction-Film eines Regisseurs auf Drogen. Ich bin unschuldig, meiner war ein Keksrausch. Keks, nicht Koks. Wir vermissen dich sehr, Falco.

Im (amerikanischen) Film wurde kürzlich gesagt „Auf Deutsch sagt man Ohrwurm dazu.“ – ein sehr schönes sprachliches Bild des Deutschen.

Diese Knallhart-Maßnahmen drohen jetzt in der Ost-Region.

Die Schlagzeile der heutigen heute. Ich finde dieses Kompositum Knallhart-Maßnahmen super. Wir liken es. Nachgelesen, was heute.at vermutet, das sie sein können, habe ich nicht, da ich wahrscheinlich in etwa genauso gut wie die Redakteure irgendetwas daherraten kann.

Ich werde fast noch sarkastisch, wofür ich mich fast entschuldige.

Zurück zur Sprache im Film. In einer US-Komödie wurde eine polnische Frau sympathisch und klischeehaft (hübsch, immer gut gelaunt, blond, heiratet wegen Visum ohne richtige Englischkenntnisse) dargestellt. Sie verspricht sich und ihr Mann sagt: „Ihr Deutsch ist noch nicht so gut.“ Na dann!

Abgesehen davon, dass ich an ihrer Stelle den lieben Gatten nicht angelächelt hätte, kam mir eine Frage: Wird in dieser Filmwelt in Nordamerika Deutsch gesprochen? Ging die Wahl: „offizielle Sprache Englisch oder Deutsch?“ damals doch knapp für Deutsch aus? Wer weiß nicht, dass Filme synchronisiert werden? Ging sich „unsere Sprache“ mit den Lippenbewegungen nicht aus? Wäre Englisch richtig gewesen? Fragen über Fragen.

Abschließend noch kurz zu Anglizismen, die mir eine Freundin gerade zukommen lassen hat (hat lassen ginge auch):

In einem Workshop kamen von der Vortragenden diese Fragen:

„Gibt es Punkte, mit denen ihr gestruggelt habt?“ Meine Antwort darauf ist: Wie wäre es mit gestrudelt?

„Der Benefit der Impfung ist da.“ Benefit, kein Malefit und auch kein Cross-Fit.

„Also gut, zu meinem Background…“ Bitte nicht! Meint sie den einstellbaren Skype-Hintergrund, ihre Wohnzimmerwand oder etwa ihren amazing international background, den sie sich dank Netflix und Instagram mit Anglizismen-go-go zugelegt hat?

Zum Abschluss noch zwei hübschere Gedanken für diese Zeit:

„Aufgeben tut man nur einen Brief.“ (Gerda Rogers aus den ö3-Sternstunden und gekannt von Wiener Omas)

Und:

„Das tollste Lokal der Welt ist nur ein leerer Raum ohne die Menschen, die es ausmacht.“

(Mein Gedanke zu angesagten Restaurants und Lokalen und unseren im Nachhinein absurd wirkenden Präferenzen Prä-Mexikanisches-Bier. Ich vermeide ab jetzt dieses Wort sowie die inflationären Neubildungen mit dem Wort TEST, also Teststraße, Test-Kit, um keinen Augen- oder Gedankenwurm zu erzeugen).

Apropos Ohrwurm: In der Philosophie-Runde auf ORF 2 letzte Woche, in der es leider viel mehr um Politik als um Philosophie ging und das einzig Interessante in den ersten fünf Minuten gesagt wurde, wurde etwa 20 Mal das Wort Ambivalenz bzw. ambivalent gesagt, bis mir die ambivalenten Würmer in den Kopf krochen.

Sicher, ich mag das Wort auch sehr und habe es liebend gern mit vierzehn mein erstes Mal Verliebtsein beschreibend verwendet und dazu passend das Lieblingslied torn von Natalie Imbruglia gehört.

Jetzt sehe doch auch ich sie, diese Ambivalenz!

Schöne Woche und haltet die Osterhasenohren steif! (Idee abgekupfert vom Schönbrunner Ostermarkt, der leider nicht stattfinden darf.)

Barbara

Sprachlich Kurioses zum Lachen oder Weinen

Sprachlich Kurioses zum Lachen oder Weinen

Freude ist da, wo du bist: zu Haus!

Mittlerweile hat es, man sieht es an meinen vielen Beispielen, auch die Werbung mitbekommen. Wenn wir gerade nicht spazieren, shoppen oder in Nickelsdorf an der Grenze zur Einreise nach Österreich warten, sind wir ständig zu Hause. Die Werbung versucht uns das Heim mit den eigenartigsten Sprüchen schmackhaft zu machen. So auch die Möbelfirma mit einem alpinen DJ aus Maturareise-Zeiten (ohne Zwei-Meter-Abstände) und Neon-Leuchtstangen (bitte, ich könnte sie für unser Taekwondo-Stock-Training gebrauchen), wo es da heißt: „Freude ist da, wo du bist: zu Haus‘!“ und „Zusammen in der Küche kochen ist auch sehr nett!“ Ja, sehr.

Auch im Fernsehen: um 14 Uhr nachmittags CSI: NY/LA/Vegas und neu CSI Cyber. Als ich neben dem Studium auf Kongressen im Austria Center arbeitete, begannen unsere Arbeitstage sehr zeitig, gegen 6:30. Also etwa fünf Stunden vor meiner üblichen Morgenroutine. Dementsprechend verwirrt stolperte ich in den Eingangsbereich. Ich war für eine Personalfirma mit drei Buchstaben tätig. Der Security im Austria Center hielt mich auf. Ich erklärte, vollkommen überzeugt: „Ich bin von CSI“, was erstaunlicherweise auch ihm logisch erschien (wahrscheinlich war er genauso unausgeschlafen) und er ließ mich vorbei. Mir dämmerte erst Minuten später, was ich gesagt hatte.

In einer dieser Serien (Navy CIS diesmal) heißt es um zwei Uhr nachmittags beiläufig: „Ich will noch andere Gründe wissen, warum ihm die Hände abgehackt wurden.“ Ja, wer will das nicht? Es kann ja nicht nur einen Grund dafür geben! Mahlzeit, falls man gerade beim Mittagessen ist. Es beruhigt, dass solche Inhalte zum Nachmittagsprogramm gehören, während nackte Hintern und ganze Menschen (ohne abgehackte Teile) heutzutage ganz allgemein nicht einmal mehr spät nachts im Fernsehen zu sehen sind. Außer in Independent-Produktionen, die es nur in Kombination mit halbstündigen Küchen-Schreianfällen auf Französisch gibt oder – auf der ganz anderen Seite des Spektrums –Bridgeton-Shades-of-Grey-Zuckerwatte-Softpornos.

Dank Homeoffice kann man praktischerweise in der Mittagspause Bildschirmpause machen und den Fernseher einschalten. Aber nur dann, wenn man auch ein Homeoffice hat. Wie gefällt euch Heimbüro? Ich bin für Vorschläge offen, machen wir es wie die Franzosen und deutschen alles ein.

Zwei nette, junge Damen meinten in Hinblick auf ihr Studium ab Herbst in der Straßenbahn zum Thema Kein-Homeoffice-Haben: „Ich will jetzt auch nicht so lange unemployed sein. Busy as usual unemployed, haha.“ Sie bekam einen Lachanfall. Wunderschön, besser könnte man es nicht sagen. Ja, unemployed klingt viel mehr trendy als arbeitslos. Wobei das deutsche Wort für busy sowohl „keine Zeit“-beschäftigt, als auch „bei einem Arbeitgeber beschäftigt“ bedeuten würde. Mit dem Anglizismus wurde aber diese doppelte Bedeutung sprachlich ins Jenseits geschreddert.

Die sympathische junge Dame erzählte dann noch, sie hatte ihren Umzug (in ein Zimmer in Studenten-WG und ohne Möbel) unglaublicher Weise an einem Tag erledigt, nicht so wie andere, denn sie „habe andere Prioritäten!“ Unschuldige Passanten nervende Dinge in der Straßenbahn anhören lassen zum Beispiel.

Zurück ins Homeoffice, in dem wir nicht nur nett kochen und Lieder singen, sondern vor allem auf Bildschirme starren. Und genau dafür hat eine Brillenfirma jetzt eine Werbung in ihrer Auslage platziert:

„Homeoffice-Brillen -50 %“

Was genau sind bitte Homeoffice-Brillen? Extra hässliche Brillen für zu Hause, wo mich mein heißer Bürokollege nicht sehen kann? Oder besonders viele Dioptrien, inklusive KURZ- und Weitsicht-Gläser für unsere ausgedehnte Bildschirmzeit? (Blümel braucht zum Glück keine.)
Handy, Computer, Handy, Fernseher, Computer, Handy, Bildschirme in Öffis, eBooks, Pressekonferenzen, fünf Folge-Satirevideos um sie zu verarbeiten. Spoiler: Ja. Ein Blick auf die Homepage, huch wie altmodisch, Website, verrät: gemeint sind – jetzt kommen schöne Komposita – BILDSCHIRM-ARBEITSPLATZBRILLEN INKL. BLAULICHTFILTER & MULTIKOMFORT-GLÄSER. Also doch auch ein bisschen hässlich zum Zwecke des Multikomforts.

Satire rettet uns momentan durch die Tage und ich danke vor allem Alex Kristan für sehr schöne Wortspiele und Gernot Kulis für die Tränen, die ich lache bei „Schmähhammer, Wahnschober und Co. im Ministerium für Irreres„.

Ich erhielt vor ein paar Tagen einen von zirka sieben täglichen Kurier-Newslettern bei Mail. Ich habe bereits mehrmals versucht, ihn abzubestellen, aber hier verhält es sich wie bei den echten Abos: einmal Abonnent, immer Abonnent. Abbestellen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe aufgegeben. So lautete der Text im ++++++ Newsletter-Mail +++++++:

„Studie: Brillenträger stecken sich seltener mit Covid-19 an (Oha! Ich möchte jetzt doch auch eine Homeoffice-Brille um -50 %) + Biontech-Vakzin für Kinder ab 5? (Ist das noch die selbe Studie?)
Die Infektionszahlen verharren auf hohem Niveau. Pro Kopf dürften die Staatsschulden 4.000 Euro pro Kopf betragen.“

Danke für diese Zusammenfassung und die gelungenen Übergänge.

Doch wie Zlatan Ibrahimović auf dem italienischen 5-Tage-Musikfestival Sanremo in einer etwas wirren, pädagogisch-philosophischen zehnminütigen (!) Rede an ein Publikum von (bald mit Bointech durchgeimpften) Dreijährigen beruhigend auf Italienisch (mit einem nicht-sehr-schwedischen Akzent) meinte: „Wenn Zlatan Fehler macht, kannst auch du Fehler machen.“

Mit diesen Worten wünsche ich eine schöne Woche, viel Spaß mit euren Neonstangen, Koch-Abenden, CSI-Folgen und multikomfortablen Fußballern.

Barbara