Anfang und Ende

Anfang und Ende

20160725_182157Ich höre die Wellen aufschäumen, ein leichter Wind  weht. Die Sonne geht bald unter. Der Tag geht zu Ende.

Trotzdem ist er nicht vorbei.

Es ist nicht immer klar, wo etwas beginnt und wo es aufhört. Die Trennlinien existieren nur in unserem Kopf. Das Meer, die aufschlagenden Wellen und der nasse Sand. Ufer. Riva. Wo endet das Wasser?

Ich werde gelobt, weil ich spontan mit einem Gast auf Französisch spreche. „Il n’est pas ici.“ „Bravo“.

„Je suis desolée“, sage ich, spreche es aber nicht aus.

Am Anfang steht das Leben der beiden Kätzchen, die nicht wissen, ob sie schnurren oder fauchen sollen.

So ergeht es gerade auch mir.

***

Der Sonnenuntergang über dem Meer meint Schnurren. Tanto.

Alt und neu gestrickt

Alt und neu gestrickt

20160724_195732-1Ein ruhiger Sonntag in Palermo. Ich sitze vor dem Teatro Massimo, man hört Vogelgezwitscher, Musik aus dem Café und einzelne Stimmen Vorbeispazierender. Ich bin mit einem kostenlosen, kleinen City-Bus, der sich erfreulicherweise umständlich durch die engen Gassen der Innenstadt schlängelt, hergefahren. Autos fahren hier vor dem Opernhaus keine mehr. Palermo entwickelt sich… Mit Hilfe des Bürgermeisters Orlando, mit dem ich vor ein paar Jahren während des Santa Rosalia-Festes das Vergnügen hatte ein paar Worte zu wechseln. Ich vom Balkon aus winkend, er in Mitten einer großen Menschenmenge und Sicherheitsleuten den Corso Vittorio Emanuele Richtung Meer hinunterspazierend.

Nach den Tagen am Strand an der Amalfiküste, an denen ich zwei hervorragende Bücher gelesen habe, bin ich ins reizende Salerno gefahren und habe den Nicht-Schnell-Zug nach Palermo genommen, am Bahnsteig und im Zug sehr nette Gespräche geführt.

Besonders schön war die Überfahrt mit dem Zug auf der Fähre. Ich hoffe, die Autobahn wird nicht gebaut.

Palermo erweckt in mir viele Gefühle auf einmal. Alte und neue. Nostalgie und Zuhause-Fühlen, auch wenn ich weiß, dass nun Wien der richtige Ort zu leben ist. Ein Teil von mir wird hier verstanden wie sonst nirgendwo, ein anderer Teil jedoch scheint ihnen unbekannt und wird es wohl bleiben. Kulturelle Wirrungen. Alte Muster und neue Stricknadeln vielleicht.

Ich melde mich bald aus Lascari.

 

Gleichzeitigkeit

Gleichzeitigkeit

20160720_140151.jpgVento d’estate. Io vado al mare, voi che fate?

Vor Kurzem, genauer gesagt vor etwa einer Woche, war ich auf einem Bauernhof in Obervierschach. Daneben eine Kuh. Wir gingen durch den Zauberwald und bei der Lichtung sprang ein Reh etwas erschrocken aber auch fröhlich den Weg hinauf. Dann begann es zu regnen. Vor dem Quartier eine liebe flauschige Katze mit rundlichem Gesicht.

Nun bin ich an der Amalfi-Küste und die räumliche Distanz ist gleichzeitig auch eine innere. Als wäre das Ich in Südtirol ein anderes Ich. Schwer zu beschreiben. Schwer zu begreifen.

Und trotz dieser Entfernungen trage ich beides in mir: alpiner Bauernhof und südliches Leben. Kindheit. Frühes Erwach(s)en in Lissabon. Sizilien.

Auch wenn die gleiche Sprache gesprochen wird, die gleichen Medien konsumiert werden, so erscheinen mir doch Nord- und Süditalien als zwei unterschiedliche Länder. Dialekt, Gastronomie, soziale Interaktion, Züge, Klima.

Eine weite Reise.

So viel gäbe es noch zu berichten… von den Lauben und den Bergen Bozens, dem Winter- und Sommerweg Sissis entlang des Flusses in Meran, den engen Gassen und bunten Häusern, der Arena Veronas und dem wilden Treiben, der stechenden Sonne, den wunderschönen, großen kühlen Kirchen Neapels.

Alleine die heutige zweistündige Fahrt mit der S-Bahn (von einer verlassenen Vorstadthaltestelle Neapels bis nach Vietri, wo dem Besucher ohne Vorwarnung das unglaubliche Panorama präsentiert wird…) wäre eine eigenes Kapitel wert.

Als wäre es eine lange Zeit, die ich mich auf Reisen befinde, sind es doch nur neun Tage. Das mag an den vielen besuchten Orten, vor allem aber auch an mir selbst liegen. 

Spital, Millstatt, Lienz, Innichen (Obervierschach), Eppan, Bozen, Meran, Gardasee, Verona, Neapel, Vietri.

Vietri sul Mare, mit einem fantastischen Blick auf das nun schwarze Meer, darüber der große dunkelgelbe Mond, Sterne und Mars.

In Gleichzeitigkeit.

Reise nach Neapel

Reise nach Neapel

Buongiorno…

aus dem Zug von Verona nach Bologna! Die schönste Art zu reisen. Mit der Bahn. Auf dem Bild ein Balkon in Verona. DER Balkon aller Balkone.

Die letzten Tage konnte ich das Südtiroler Kurstädtchen Meran und nach einem Kurzbesuch am wunderschönen Gardasee, der glücklicherweise frei zugänglich ist, Shakespeares Verona besuchen.

In Bologna werde ich, nach nur einer knappen Stunde Fahrt, anschließend in den Zug nach Neapel steigen. Aufregung macht sich breit. Neapel liegt etwa 20 Plätze hinter Rom oder Mailand, was die Gefährlichkeit bzw. Kriminalität italienischer Städte  betrifft. (_buono a sapersi_) Gut zu wissen.

Ich fahre soeben durch eine zauberhafte Gegend zwischen Rom und Neapel. Mein Telefon zeigt „Le Noci“ an. Grüne Hügel voller Bäume und darüber ein zartblauer Himmel.

Neapel. Die Stadt liegt rot-gelb-golden vor mir. Der zweite Eindruck: Chaos, Hupen. Willkommen im Süden! Ich erwische einen überaus liebenswürdigen älteren Herren als Taxifahrer, der mir zuerst die „hässliche Gegend“ mit dem berühmten Gefängnis zeigt, dann aber Neapel von oben. Welch ein Blick. Sonnenuntergang, die Stadt in rötlich goldenes Licht getaucht, der fast volle Mond, das Meer und Capri.

Als nächstes suchen wir gemeinsam das Hotel und er erlässt mir sogar vier Euro des Preises. Ich bin im Außenbezirk Fuorigrotta (wortwörtlich außerhalb der Grotte), gleich neben der Metro-Station. Und warte auf die Margherita mit Büffelmozarella (favolosa).

Ich kann den morgigen Tag kaum erwarten.

Ladinisches Huhn

Ladinisches Huhn

20160713_184030buongiorno

Neun Uhr morgens. Worte formen sich noch zäh. Die frische Luft und die Vögel wollen helfen. Der Hahn kräht sowieso den ganzen Tag. Umgeben von fluffigen Hühnern in braun, schwarz und weiß. Eine mir zuvor noch unbekannte, lustige Hühnerart. Das Südtiroler Huhn vielleicht.

Gestern Abend hörte ich Ladinisch! Und zwar im Fernsehen. Es klingt sehr witzig, wie tirolerisches Italienisch. Ist es auch irgendwie.

Jetzt werde ich den urururgroßvaterischen Kreuzweg und mindestens eine Burg erwandern.

Abends wartet Bozen.

 

 

Der Sternensee

Der Sternensee

20160712_181940desiderio

Am Millstätter See ins kühle Wasser gesprungen.

Mitternacht am Balkon… dem Plätschern des Baches und der Stille gelauscht. Eine Sternschnuppe!

Südtirol, Kuh und Katz, ein Reh auf der Lichtung, Dolomitenspitzen und Vergissmeinnicht.

Regen und Sonne spielen Fangen. Ihre Zuschauer: die Wolken und wir.

Es wird Abend.