Kuriose Übersetzungen und die Illusion der perfekten Sprachverwendung

Als ich vor einigen Wochen nach Flügen suchte und daraufhin die Sparschiene buchte, schlug mir die Suchmaschine eine – ihr zufolge häufige – Frage vor: Welcher Flughafen fliegt direkt nach Phuket? Ungläubig, was auf inhaltlicher Ebene hier passiert war, frage ich mich: Fliegen Flughäfen nach Thailand? Vielleicht eine Idee für Science-Fiction. Flughäfen lösen sich von der Erde und fliegen Multi-Stopp nach Thailand.

Dann doch lieber zu Fuß. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich, den inneren Schweinehund überwindend an meine Gesundheit denkend, bei der derzeitigen Kälte den Weg zu Fuß gehe (und wegen meines nicht vorhandenen Orientierungssinns oft Maps verwende), ärgere ich mich jedes Mal, wenn dann am Ziel angekommen „Fahrt beenden?“ vorgeschlagen wird. Was für eine Fahrt?

Da wir dennoch alle genau verstehen, was gemeint ist, geben wir uns seufzend zufrieden. Praktisch, diese smarten Stadtpläne. Sprachlich ein Schmarren, aber wir fangen an, uns daran zu gewöhnen, Dinge zu überlesen und zu überhören. Dinge, die im Prinzip einfach abgeändert werden könnten.

Routenplanung früher (Pexels)

Ein ähnliches Beispiel ist die Tastatur des gemeinen Fußvolks, also jener Menschen, die nicht in Besitz eines iPhone(s) sind. Die Standardversion bietet im Deutschen keine Redezeichen unten. Ätsch. Wozu auch? Die oberen tun es ja auch. Ist zwar falsch, aber seit Jahren wird das Redezeichen unten als Sonderzeichen behandelt. Allesamt nervige Lösungen wären da: Zwei Kommata hintereinander – Schriftsetzende laufen schreiend aus dem Haus –, die Redezeichen als Sonderzeichen einfügen – jede geschriebene Nachricht zu verfassen dauert dann so lange wie manche Podcast-Sprachnachrichten unserer Lieben – oder eine zusätzliche Tastatur-Applikation installieren – mit zwei Euro wahrscheinlich die günstigere Option verglichen mit Option vier, dem iPhone-Kauf.

Hilfe in der Fremdsprache – auch wir halluzinieren gerne

Sehr erfreulich finde ich andererseits die kürzlich entdeckte Funktion, dass mir, wenn ich einen Text auf Englisch oder Italienisch lese und ein Wort anklicke, ein kurzer Wörterbucheintrag mit Synonymen in dieser Sprache vorgeschlagen wird – anstatt einer Übersetzung. So eine Funktion hätte ich auch gerne in fremdsprachigen Büchern, wenn ich einerseits gerne im am besten einsprachigen Wörterbuch nachsehen würde, was das Wort eigentlich genau bedeutet, andererseits einfach weiterlesen und nicht danach die Zeile wieder suchen möchte. Dann besteht meist eine 50/50-Chance, ob ich es aus dem Kontext heraus doch verstehe oder eben irgendetwas anderes halluziniere.

Korrigiere ich Übersetzungen der KI, so finde ich keine Rechtschreibfehler und so gut wie keine Grammatikfehler mehr. Irgendwie angenehm. Ich vermisse sie trotzdem beinahe, sie haben so etwas – ja, Menschliches – an sich. Inhaltlich gibt es hingegen durch das falsch „Verstandene“ (von Verstehen kann hier keine Rede sein) oft Dinge, die korrigiert werden müssen. Gibt es eigentlich schon ein Verbot, Literatur maschinell zu übersetzen? Wie oberflächlich und kulturell reduziert muss ein Text sein, um „universell“ verstanden zu werden? Das gelingt nicht einmal mit einem einzigen Wort. Von diesem Anspruch sollte man absehen, das Konzept der Unübersetzbarkeit immer im Hinterkopf behalten.

Reden wir darüber

Anders sieht es mit der Fehlerkultur bei der mündlichen Sprachverwendung aus. Im Alltag hört man täglich Dialekte, Akzente, individuelle Sprechweisen (die nuschelt, der schreit) und auch Fehler, jedenfalls keinen Einheitsporridge. Und das tut gut. Es ist unaufgefordert auch nicht notwendig, andere erwachsene Menschen auszubessern. Fehler oder Irrtümer sind Teil der Kommunikation, unvermeidbar und oft sehr kreativ.

Wer bei der Gelegenheit, mit einer Person nebenan beim Abendessen im Urlaubsland zu plaudern, lieber unnatürliche Sprache sucht und zehn Minuten mit der Lern-App spielt, verpasst etwas. Die Apps können als Trainer (ganz nach der pattern drill-Methode vor sechzig Jahren, bei der Lernen durch ständiges Wiederholen erfolgt) und als kleines Extra unterhaltsam und praktisch sein. Aber keinen Ersatz für Kommunikation bieten. Wie wäre es stattdessen mit „Hallo, wie geht’s?“ und „Ich will das, was sie hatte“, mit vielleicht zwei Fehlern und einem Lächeln.

Ich wünsche einen angenehmen Dezember mit vielen Spaziergängen ganz ohne Apps. Denn das Verirren ist dann doch oft das Beste daran. 

Eine Frage der richtigen Länge

Sonntag Nachmittag. Ein angeheitertes Paar Anfang zwanzig unterhält sich mit einem Drink in der letzten Reihe der Straßenbahn über die Band des jungen Mannes:

„Wir werden uns jetzt umbenennen.“
-„Ja, ich weiß, ich hab das Reel gesehen.“
„Hast es ganz angeschaut?“
-„Ja.“
‚Wow, super, das dauert nämlich zwei bis drei Minuten.“

Und, habt ihr diesen Text fertig gelesen oder nach dreißig Zeichen entnervt das Fenster geschlossen?

Hallo?

Von diversen Models und halbherzigen Wander-Motivationen eines Kindes bis hin zu „tipsy“ Großmüttern

5G: Gefühlt

In einem Interview las ich kürzlich die Aussage „In der Branche ist es sogar sehr gefragt, dass man divers ist.“ Ein eigentlich absurder Satz. Gemeint war übrigens die Modebranche. Diversität (auch Diversity) heißt, sich in bestimmten (in verschiedenen Konzepten festgelegten) Bereichen zu unterscheiden. Hier gibt es feste und variable Dimensionen, wobei sie nicht immer voneinander abgrenzbar sind. Dazu zählen auch Alter, Wohnort, sozial-ökonomische Bedingungen und vieles mehr. Divers als Modewort? Die Zeit der schnellen Videos und Klick-Überschriften mit KI-Zusammenfassungen lässt meist keinen Platz für lange Ausführungen, seien es geschriebene oder gesprochene. Doch bevor man mit Begriffen um sich wirft, braucht es den Dialog zu Begrifflichkeiten und in weiterer Folge auch zu unseren Werten.

Ein linguistischer Exkurs dazu: „Diverse Personen“ oder „diverse Beispiele“ bedeutet auf Deutsch (und auch Italienisch, aus dem Latein stammend) ursprünglich sowohl „verschiedene“ als auch schlicht „einige“, weshalb man hier auch beim Übersetzen aus dem Englischen auf die richtige Interpretation achten sollte.

Wie aufgeschlossen sind wir wirklich? Und wie aufgeschlossen sollen oder dürfen wir sein? Lassen wir einige „Stereo-Typen“ aus der Fantasie aufeinander treffen: Wird ein Herr der Reinigungsfirma, der kein Englisch spricht, die gut verdienende Expat-CEO, die nur Englisch spricht, heiraten? Schließt die Wandergruppe der sportlichen 30-jährigen auch eine 60-jährige Dame aus der Nachbarschaft mit ein, wenn sie das wünscht? Vielleicht, wenn das Schicksal mitspielt. Die Statistik sagt aber etwas anderes.

Es ist schön, in den Medien viele verschiedene Familienmodelle zu sehen. Aber realistisch sind die Bilder trotzdem noch nicht. Vor allem die Werbung zeigt grinsend eine Welt, in der ältere Frauen weiterhin nur für Blasenentzündungsprodukte oder in Oma-schenkt-dir-Schokolade-Rollen gezeigt werden. Zeige ich Diversität, muss ich außerdem auch Menschen zeigen, die mit Akzent Deutsch sprechen. Sie sind genauso Österreich wie jene Person, die immer noch im Dialekt spricht und die, die im Bus denglischt oder in Gebärdensprache im Kaffeehaus tratscht.

Mein Plädoyer dafür, Aufgeschlossenheit und Vielfalt weniger zu simulieren und mehr zu leben. Und auch darüber nachzudenken, was Diversität für uns und auch für die Arbeitswelt wirklich bedeutet.

6G: Gesagt

Sager habe ich zwei sehr erheiternde dieser Tage hören dürfen:

  1. Fünfjähriges Kind, Wanderweg, Mönichkirchner Schwaig:
    „Ich kann Urlaube machen. Aber ohne Wandern!“ Die Eltern versuchten – ein wenig keuchend aufgrund der Steigung – mit Argumenten wie „Muckis, Kondition“ und „gestern hast auch gemault“, das Kind zu motivieren, was selbstverständlich keinerlei Wirkung zeigte. Ihre leicht verzerrten Gesichtsausdrücke verrieten, dass sie sich eigentlich selbst gerade motivieren mussten. Nach der Steigung wartete aber eine lustige Schaukel mit Kuhglocken (der ich selbst nur schwer widerstehen konnte) auf die Familie – die Rettung, wenn die Vorteile des Zukunfts-Ich, wie Muskeln und eine tolle Kondition, doch noch nicht gesehen werden.

    Etymologisches PS: Warum eigentlich Mönichkirchen und nicht Mönchkirchen? In der Kirche auf dem Hauptplatz liest man, dass der Missionar Minicho vom Erzbischof aus Salzburg geschickt wurde und Namensgeber der „Minicho Kirche“ war, die bereits 860 an diesem Platz stand. Daher stammt die Ortsbezeichnung Mönichkirchen.

  2. . Junge Frau Anfang zwanzig, Straßenbahnstation, zu Mittag am Pride-Wochenende, mit einer Flasche Sekt in der Hand zu ihrer Freundin:
    „Dann ruf‘ ich jetzt meine Grandma an, die wahrscheinlich auch schon tipsy ist. Problematic woman. Haha, na Spaß.“

Na dann, Prost und Cheers!

Ghost(ing) – WhatsApp-Nachricht von Sam

3G: Gedacht

Als Kind der 80er und 90er ist „Ghost – Nachricht von Sam“ für mich der filmische Inbegriff der Romantik. Gemischt mit Komödie, dank Whoopis Charme, und Thriller, dank des Widersachers. Eine etwas wilde Mischung, gestehe ich ein. Trotzdem sehr romantisch. Mit kurzen Haaren und Latzhose in einem Loft herumzutöpfern steht für ein Lebensgefühl der 90er-Jahre.

Oft satirisch aufgearbeitet wurde die berühmte Töpferszene, vergleichbar mit der Szene von Leonardo di Caprio und Clare Danes, nein das waren Romeo und Julia, ich meine Kate Winslet, auf der Titanic. Ich wäre dann doch eher fürs Töpfern, da mir auf Booten, Schiffen und Luftmatratzen sehr übel wird. Alle drei Geschichten haben eins gemeinsam: Er liebt, segnet aber das Zeitliche. Vielleicht ist diese Form der romantischen Liebe und des Begehrens nur in der Abwesenheit und mit Hilfe von Illusion/Projizierung (mit Beamer oder ohne) haltbar, nicht immer aber im „Hast du mein Ladekabel gesehen?“-Alltag.

Doch das Wort, das für ihre Liebe steht, und an dem Sam von ihr erkannt wird, ist uns in Erinnerung: dito. Und wie bei zwei Dingen oder sogar Menschen, die unser Gehirn als eines abspeichert, ist mir erst jetzt die zweifache Ausführung bewusst geworden: das romantische „Dito“ und das Österreichische „Detto“. Detto ist hier eher scherzhaft freitags um 12:56 im Büro zu hören: „Mir reicht’s für heute.“ – „Detto.“

4G: Gemerkt

Das Geistwerden, also Ghosting, ist mittlerweile ein etablierter Anglizismus. Ein Zeit-Phänomen als oft konfliktscheue Reaktion einer Gesellschaft der Über-Kommunikation. Ab wann ghosten wir? Meiner Meinung nach, sobald man eine Person persönlich kennt und in den vergangenen Monaten gesehen hat, (oder mit ihr verheiratet oder eng verwandt ist) ist es Ghosting. Wenn die entfernt bekannte ehemalige Nachhilfeschülerin nach über zwei Jahren der Stille irgendetwas von einem braucht und man antwortet nicht oder nicht umgehend, war man schon Geist, bevor man einer wurde. Auch erlebt, wenn jahrelang verschollene Facebook-Freunde plötzlich sehr dringend Sizilientipps benötigen, eingeleitet von „Was tut sich so?“. Was tut sich so seit 2018? Gute Frage.

Nicht immer sind wir verpflichtet, zu antworten, zu liefern. Genauso kehren, viel unromantischer als in unserem Liebesfilm, gerne auch jene Geister der Vergangenheit zurück, die damals selbst geghostet haben. Sie wollen von uns ent-ghostet werden. Besser nicht. Denkt an Odysseus. Es kann und wird nicht gut gehen.

Um uns etwas zu merken, müssen wir es vorher bemerken. Bemerkbar ist, dass sich vieles in der Kommunikation verändert hat und weiter verändert. Oft erscheinen schon gewisse eigene Freunde vor dem inneren Auge als Geister, weil man sie seit Jahren nur mehr online hört oder liest und nicht mehr persönlich trifft. WhatsApp statt Whoopi als Medium. Dabei brauchen wir es nicht, können beieinander sitzen und sagen: „Schön, mit dir zu sprechen.“ „Dito.“

6G – Sprachliche und interkulturelle Eindrücke, die mir ins Wörternetz gegangen sind

6G – Sprachliche und interkulturelle Eindrücke, die mir ins Wörternetz gegangen sind

Heute, am 11. Mai, Sonntag und Muttertag, beginnt eine neue Blogreihe – einen lieben Glückwunsch an dieser Stelle. Das G steht für jeweils ein schönes Partizip der Vergangenheit. In jedem Beitrag geht es um zwei G.

Gelesen – Gehört – Gedacht – Gemerkt – Gefühlt – Gesagt

1G: Gelesen

Als ich in den Osterferien abends in einem Bistro in der Hauptstadt Ibizas saß, legte ich nach dem Essen das Handy weg und nahm mir eine lokale Zeitung zur Hand. Es war zwar ein bisschen dunkel, aber das Lesen ging gerade noch. Da ich alleine unterwegs war, hatte ich diesmal einen Platz an der Bar bekommen. Die Zeitung lag griffbereit vor mir. Ich blätterte darin und las, dass die Clubs der Insel ganze 30 Prozent des Umsatzes im Tourismus ausmachen. Eine beachtliche und einzigartige Leistung.

Es war mein dritter Besuch auf dieser Insel der Balearen, ganz genau im Jahr 2025 – nach 2005 (Flug aus Lissabon) und 2015 (Flug aus Palermo). Ein eigenartiges Muster, das mir erst jetzt während des Schreibens bewusstwurde. Jeder der Urlaube war anders als der vorherige, vor allem aufgrund meines Alters und der Lebenssituation, aber auch dem entsprechend, wie sich die wunderschöne Insel mit der heute nur leisen, aber noch fühlbaren Hippie-Schwingung verändert hat.

Mein Lieblings-Bistro in der Nähe des Hafens in Eivissa

In der Zeitung las ich kurze Zeit später etwas über furgonetas, also Lieferwägen.

Ich wollte das Wort mit Kastenwagen übersetzen, aber meine Kollegin meinte, als ich die Geschichte erzählte, sie glaube, das sei nicht richtig. Ich gebe zu, mir fiel das Wort auf Deutsch nicht ein – auch ihr nicht, die mir das italienische Pendant furgone lieferte. Apropos: Aus diesem wird Eis verkauft, ragazzi! Ich musste für das deutsche Wort im Wörterbuch nachsehen. Die Übersetzung von Einzelbegriffen zu zusammengesetzten Wörtern und umgekehrt führt im Gehirn manches Mal zu einem Wortstau.

Wenn „übernachten“ immer skurriler wird

Lieferwägen also, die prinzipiell fast immer weiß sind, werden auf Ibiza einfach irgendwo vor Stränden und Klippen abgestellt, man lege eine Matratze hinein und romantisiere das auf den großen Plattformen als „alternativen Urlaub, weg von den Massen“. Zum Glück wurden sehr viele dieser „Vermieter“ in einer großen Aktion aufgespürt und angezeigt. Es wird berichtet, dass diese Art der (selbstverständlich illegalen) Vermietung immer absurdere Ausmaße annimmt.

Dann bis 2035, Ibiza! Ich nehme gerne wieder ein schönes Hotel in der Hauptstadt und den öffentlichen Bus, um die wundervollen Strände zu besuchen.

2G: Gehört

Im Deutschunterricht hört man so einiges. Neben der Lehre an den Universitäten arbeite ich dieses Semester auch mit Jugendlichen, die vor ein paar Jahren alleine nach Österreich gekommen sind. Sie unterstützten unbewusst meine Gs mit lustigen Wortkreationen wie: „Ich habe ge-iftar-t“, auf meine Deutsch-Konversations-Frage, was der junge Mann aus Somalia gestern Abend gemacht habe. Iftar bedeutet, was ich wiederum erst dieses Jahr gelernt habe, Fastenbrechen.

Sie hat mich gekorbt

Bei unserem Ausflug nach Nußdorf wenige Wochen danach erzählte uns ein Teilnehmer aus der anderen Gruppe: „Sie hat mich gekorbt.“ „Ge-was?“ fragten meine Kollegin und ich nach. Er wiederholte es zwei Mal. Wir wollten wissen: „Was bedeutet das?“ „Sie hat Nein zu mir gesagt, sie will mich nicht“, erklärte der junge Mann. Unsere Anglizismen auspackend rieten wir: „Ah ge-crop-t? Jugendwort. So wie schneiden, weggeschnitten, abgeschnitten?“

Erst nach einer ganzen Weile dämmerte es uns: Korb! Sie hat mir einen Korb gegeben – sie hat mich gekorbt.

Bis nächste Woche und ich hoffe, ihr werdet nicht gekorbt.

BD

Es ist an der Zeit: Ein neuer Blog kommt!

Es wird Zeit. Zeit für Neues. Die Kolumne zu Sprache/n ist in den Jahren während COVID entstanden. Wichtig war – ganz besonders zu dieser Zeit – zu kommunizieren und trotz der räumlichen Entfernung miteinander zu lachen.

Humor spielt in meinem Leben eine große Rolle. Deshalb wird er auch in Zukunft nicht plötzlich verschwinden.

In meinem neuen Blog „Wörter auf Reise“ tritt weniger das Vergleichende und Humorvolle und mehr das persönliche Erlebnis, das Erlernen und Erleben im interkulturellen und gemeinsamen Raum der Sprachenvielfalt in den Vordergrund.

Ich habe das Schreiben vermisst.

In wenigen Tagen erscheint der neue Blog. Seid gespannt (wie ein Gummiringerl, hätte meine Volksschullehrerin dazu geschrieben). Das war das Vorwort. Gute Nacht.

Sprachliche Kreativität nicht nur beim Friseur – Sprachspielerei zwischen Witz und Wahnsinn

Denglisch, Apostrophe & Werbeslogans: Sprachspaß oder Sprachsünde?

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Wie fühlen Sie sich, wenn Sie Sätze wie „Früher ist alles besser“, als Aufforderung, früh zu buchen, lesen? Oder „Gutes Morgen“ – unser Supermarkt ist gut für das Morgen. Dann gibt es noch dialektal angespielt „Des hot was!“, vom gleichen Anbieter, nur mit Telefonie. Etwas in mir sträubt sich, schön ist anders. Bedeutung hat in der Werbung das Einprägsame. Das erinnert an Friseursalons namens Ali Barber und Fortschnitt.

Bei Geschäftsnamen mit dem eigenen Namen, wie Birgit’s Haarstudio, ist – zum Unmut einiger – der Apostroph nun erlaubt. Der deutsche Rechtschreibrat, der übrigens ein sehr praktisches Online-Regelwerk mit allen Neuerungen, wie derzeit speziell der Zeichensetzung, bietet, hat sich ergeben. Die roten Kugelschreiber sind ihm ausgegangen. Die bis vor wenigen Monaten noch als falsch geltende Schreibweise ist allerdings keine neue „Rechtschreibsünde“. Wenn man aufmerksam durch die Straßen Österreichs spaziert, findet man Schilder bereits aus anno dazumal mit Namen und Apostroph.

Manche Produktnamen und Werbeslogans gehören bereits zu unserem festen Wortschatz, im Idealfall sogar mit dem Liedchen oder der richtigen Betonung im Singsang. Je nach Generation bleiben Werbesprüche und die dazugehörigen Bilder hängen, bei mir besonders jener „Die Frisur hält – bei jedem Wetter“, für einen Haarspray und „Ist das neu?“, für das Retro-Wollwaschmittel. Dieser Sprüche kann man sich mit Menschen ungefähr gleichen Alters als Insider-Witz bedienen. Liegen viele Jahre dazwischen, funktioniert manches in der Kommunikation nicht mehr so gut.

Kürzlich meinte ein junger Anrufer bei den Sternstunden von Frau Rogers, es gebe ein „Widder-Bashing“. Ich bin mir nicht sicher, ob Bashing bereits zum Wortschatz von Frau Rogers gehört, gleichzeitig sind aber auch manche ihrer Ausdrücke wie Liaison vielleicht nicht mehr allen bekannt. Bashing ist ein Modewort und bedeutet, vor allem in Zeitungen, sehr scharfe Kritik an einer Person oder Gruppe zu üben. Das Wort kann aber im Englischen auch für einen körperlichen Angriff stehen und seine Bedeutung ist sehr stark, „jemanden nicht nur schlechtreden, sondern so richtig fertigmachen“, berichtet man mir aus LA. Meist schaffen es nur eingeschränkte Bedeutungen eines Wortes in andere Sprachen, wie auch bei Pasta asciutta, wie sie meine Großmutter nannte, oder Bolognese. Wie wir wissen, bekommen Wörter manchmal sogar eine andere Bedeutung, wie bei Public Viewing und dem Beamer, der im britischen Englisch irgendetwas mit Cricket zu tun hat, aber weder Filme noch die interaktiven Lernspiele von Kahoot projiziert. Durch die Vernetztheit und die Medien finden auch bestimmte neue Begriffe des Englischen international als Anglizismus schnell Einzug in andere Sprachen, wie brain fog, wenn man sich gerade nicht konzentrieren kann.

Doch zurück zu den verschiedenen Altersgruppen. Es geht immer noch jünger – die Kinder im Kindergarten heißen hierzulande bekannterweise Kindergartenkinder. Ein lustiges Wort. Im amerikanischen Englisch hörte ich zur Einordnung des Alters: „These kids are kindergartners.“ Diese Kinder sind Kindergartenkinder. Sehr ähnlich also, die Wortbildung, nur dass bei uns die Kindergärtner nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen sind. Zum Glück, möchte man meinen. Sieht man sich noch ein bisschen weiter im Oxford Dictionary um, findet man erheiternde weitere Wortbildungen mit diesem Germanismus, wie z. B. kindergartenize, bereits seit 1890 in Verwendung: etwas einem Kindergarten oder seinen Methoden ähneln zu lassen. Beispiele fielen uns hierfür leider viele ein.

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Ist korrekte Sprache nur mehr mit englischen Begriffen möglich?

Neben diesen spannenden Mechanismen der Wortbildung wird vor allem mündlich und online, sprich dort, wo Mündliches verschriftlicht wird, weiterhin sehr viel gemischt. Ein „viel-gelikter“ Beitrag auf LinkedIn lautet: „Weil ich es satt habe, dass Frauen immer geshamed werden.“ Was versteht man darunter, geshamed zu werden? Gibt es das Konzept nur so? Be-shamed, also beschämt, würde mir besser gefallen, so rein grammatikalisch und ganz undenglisch. Ihre Aussage supporten wir zwar inhaltlich, sprachlich nimmt der Mischmasch aber weiterhin ein wenig überhand. Es ist schwierig, wenn faire oder korrekte Sprache nur mehr mit Begriffen aus dem Englischen glücken kann. Das schließt teilweise bei allem Anspruch der Inklusion schlussendlich Menschen aus.

Viele Unternehmen posten vermehrt täglich lange, nichtssagende Texte, die wahrscheinlich, so wie das dazugehörige Bild, von der Kathrin Irmgard, alias KI, hergestellt wurden. Rudi Rudolf applaudiert. Steffi Huber findet das wunderbar. Nicht alles muss aufgeschrieben und abgebildet werden. Aber es gibt auch erfreuliche Wortspiele: Die Wiener Linien blenden in den letzten Jahren zu verschiedenen Anlässen Anzeigen mit Wortspielen ein. Diese sind, wie viele humorvolle Durchsagen der Zugführerinnen und Zugführer der ÖBB, meiner Meinung nach meistens gut gelungen und sorgen bei vielen Menschen im stressigen Alltag für ein Lächeln.

Vieles aus dem Englischen wird mittlerweile sogar von deutschen Muttersprachlern ins Deutsche falsch rückübersetzt – eine schräge Entwicklung. Auch Christina Stürmer singt in ihrem sonst nett anzuhörenden Lied die Zeile „ein Tag im November in 2002.“ November klingt nach Nebel und ich bin froh, schon März zu haben und an den meisten Tagen, genau wie sie, nicht mehr 19 zu sein, doch zumindest sagte man 2002 noch nicht „in 2002.“

Ich wünsche einen schönen Frühlingsbeginn. Und: Welche Wortspiele finden Sie besonders nervig?

Grußformeln und Sprachnuancen in Österreich, Deutschland und Italien

Von der Marille zur Aprikose – Sprachliche Vorurteile und Gemeinsamkeiten bei meinem Besuch in „Hochdeutsch-Land“

„Servus“ begrüßt man mich vielerorts in München. Servus! Das klingt für mich vertraut und nach zu Hause, aber ich muss auch schmunzeln. Ich würde es normalerweise nur zu Leuten sagen, mit denen ich per du  bin. Für meinen Freundeskreis ist schließlich informell „Hallo“ die üblichere Begrüßung. Aus frühen Kindheitstagen erinnere ich mich an die Mutter meiner Freundin, die wütend rief: „Zum Opa sagt man nicht Hallo!“ Mein wienerisches Baba hören dafür zum Abschied nur Personen, die mir nahestehen.

Servus und Grüß Gott sowie salve in Italien sind althergebrachte Grußformeln. Anders als ciao, das seinen Einzug in viele Sprachen gefunden hat, ist salve in Italien geblieben. Die alten Römer – und Römerinnen – wünschten es einander im Sinne von Gesundheit und Wohlbefinden. Heutzutage wird es zur Begrüßung, es ist weniger kollegial als ciao, als Mittelweg zwischen formell und informell gewählt. Die jüngeren Italienerinnen und Italiener sagen „Salve prof“ zur Lehrkraft und „Salve coach/Mister“ zum Trainer im sportlichen Umfeld. Zur Verabschiedung hört man salve im Rom der heutigen Zeit eher nicht mehr.

Als ich im Süden Münchens in einem kleinen italienischen Restaurant saß und ein spätes Mittagessen zu mir nahm, lachte ein Gast über jemanden, der „Buona sera“ sagte. Woraufhin der Kellner aus Süditalien prompt richtigstellte: „Sobald Mittag vorbei ist, kann man es sagen.“ Allerdings eher im Süden Italiens, wobei es im Norden wie bei uns sprachlich an den Abend gebunden ist. Um diesen Unannehmlichkeiten und Verwirrungen der Grüße zu entgehen, gibt es in vielen Unternehmen in Österreich einfach das klassische „Mahlzeit“ den gesamten Tag über, auch dann, wenn niemand isst und es eigentlich völlig unpassend ist. Wir machen es wie die jungen Italienischsprachigen, die sich nicht zwischen formell und informell und der passenden Tageszeit entscheiden möchten.

Es war nicht immer voll nice

Wie nice etwas sei, hört man leider sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Um die Erlebnisse mit der Deutschen Bahn während meines fast sechswöchigen Aufenthalts bei unserem Nachbarn festzuhalten, könnte man ein eigenes Buch herausbringen. Ich möchte die Worte einer Schaffnerin wiedergeben: „Entschuldigen Sie das Durcheinander. Bahnfahren ist immer spannend und für Überraschungen wird gesorgt.“

Was mich hingegen weniger erheiterte, war der Plural „Nächste Halte“. Um mich zu beruhigen, sage ich mir, dass das Wort Haltestellen einfach vom zu kurzen Display abgeschnitten wurde. Innere Schreikrämpfe lösen die von mir sonst gelobten Wiener Linien mit der Durchsage: „Nach einer Fahrtbehinderung kommt es bei der Linie XY zu unregelmäßigen Intervalle!“, aus. Intervallen. Wo ist das N? Hört das keiner der Verantwortlichen? Die Künstliche Intelligenz ist praktisch im Einsatz von Ansagen und es rauscht deutlich weniger als früher, es wird weniger genuschelt und ich verstehe, dass man nicht alles x-mal vorlesen möchte. Aber der Dativ wäre schon angebracht. Ich melde mich freiwillig, das Wort „Intervallen“ einmal hinaufzusprechen. So weit müsste sogar die KI sein, um hier eine Unterscheidung zu treffen. Mein Sprachwissenschaftsprofessor meinte dazu trocken, als ein Student mit einer Kaszettel-Bescheinigung keuchend zu spät in den Unterricht kam, die Intervalle selbst seien nicht unregelmäßig.

Deutsch und „Österreichisch“?

Mein Umfeld fragte mich neugierig nach ein paar Wochen in Deutschland, in dem ich Deutsch unterrichtete – nicht die Deutschen allerdings – wie denn die Leute in München so seien. Eine gute Frage. Als Fremde neigen wir dazu, Länder kulturell als eine Einheit sehen zu wollen, um sie zu verstehen. Wenn man allerdings Nord- und Süditaliener, aber auch Münchner, Düsseldorfer und Berliner in einen Topf wirft, verkennt man die vielen Unterschiede. Und auch innerstädtisch oder in einer gemeinsamen ländlichen Region sind wir vielfältig. Aufgrund der gemeinsamen Sprache und der deutschen Medien, die ich von klein auf konsumiere, ist es für mich schwer, konkrete Unterschiede zu „meiner Kultur“ zu benennen. Und damit wahrscheinlich auch, mich passend zu verhalten. In Portugal oder Italien betrachtete ich die dortige Welt staunend und versuchte, Teil davon zu werden. In Deutschland – und ich kann mir vorstellen, Menschen aus Deutschland in Österreich geht es ähnlich – neigt man dazu, die subtilen Unterschiede nicht so stark zu bemerken. Denn man wird (was die Wörter und Sätze betrifft) verstanden. Das Gefühl ist ein anderes, aber durch die sprachliche Nähe ist die Kultur für mich weniger greifbar, schwerer zu beschreiben. Es gibt zum Teil andere Regeln der Kommunikation, die – spricht man dieselbe oder eine sehr ähnliche Sprache – oft nicht erkannt werden, was zu Missverständnissen führen kann.

Aufgrund der Mobilität im eigenen Land ist es auch nicht mehr so, dass nur ein bestimmter Dialekt in einer Stadt gesprochen wird. Nach der Schrift, in der Standardsprache, spricht jedenfalls von Hamburg bis Wien, Ödenburg und Bozen niemand. Bis auf Deutsch-als-Fremdsprache-Lernende vielleicht. Es gibt also doch kein Hochdeutsch-Land. Die Schrift kam auch nach dem Wort, was bei diskreditierenden Aussagen über österreichische Dialekte bedacht werden sollte – diese kommen meist von Deutschlernenden, die denken, sie würden in Österreich oder in der Schweiz nicht das „ordentliche“ oder „richtige“ Deutsch lernen. „Da können wir nichts für“, meine ich dazu nur. Ärgerlich sind Artikel oder Webseiten mit Titeln wie „Übersetzung Deutsch-Österreichisch“ oder „Österreichische Wörter auf Deutsch“. Hier muss zwischen Standardsprache Deutsch Varietät Österreich, Schweiz, Deutschland und (nationale Grenzen nicht respektierenden) Dialekten unterschieden werden. Mit dem süddeutschen Raum verbindet uns jedenfalls sprachlich sehr viel.

Aprikosenkuchen oder Marillen-Datschi?

Bairisch oder bayrisch?

Schreibt jemand bairisch mit i statt y, ist nicht davon auszugehen, dass die Rechtschreibkenntnisse versagen. Sondern, dass bairisch als Dialektgruppe gemeint ist. Eine Dialektgruppe der Hochdeutschen Dialekte. Bairisch umfasst Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Österreich bis auf das alemannische Vorarlberg, Südtirol und einige weitere Regionen. Deshalb auch die sprachliche Nähe zu Bayern. Sehen Sie dieser Tage auch die Olympischen Spiele? Hoffentlich live und nicht entsprechend dem neuesten Marketing-Gag im „Re-Live“. Entweder etwas ist live oder nicht. Doch zurück zu den Spielen. Vor fast genau 200 Jahren setzte König Ludwig I., der ein großer Verehrer Griechenlands war, per Anordnung die Schreibweise Bayern mit dem griechischen y durch – davor hatte es mehrere Schreibweisen parallel gegeben.

Wie in diesem Standard-Artikel erklärt, in dem sich eine Studie mit den Strukturen im Englischen beschäftigt, kooperieren wir also lieber mit Menschen, die ähnliche Satzstrukturen verwenden. Das ist ein interessanter und eher unbewusster Aspekt, der über die Verwendung bestimmter Wörter hinausgeht. Die Beobachtung zeigt, dass bei Kindern und Jugendlichen Merkmale der hiesigen Aussprache und Wörter mit jenen Deutschlands bereits stark gemischt werden. Ganz einfach „Das ist Deutschland-Deutsch“ zu sagen, ist nicht immer korrekt. So wird „laufen“ für „gehen“ auch in Deutschland nicht überall synonym verwendet und die Dame in der Konditorei am Schliersee bot mir ein „Marillen-Datschi“ an, während der Supermarkt 1 km weiter Aprikosen verkaufte. Dazu kommt, dass sprachliche Einflussnahme nicht nur einseitig ist und auch in Deutschland der „Schanigarten“ konzeptuell und sprachlich immer beliebter wird.

Kürzlich las ich in der Übersetzung eines Buches „Er war etwas besserer Dinge“ – ich bezweifle, dass man guter Dinge als Redewendung steigen darf – sowie „bereiter als je zuvor.“ Ich bin jedenfalls besonders guter Dinge und bereiter als je zuvor, mich noch oft in diesem Jahr in einen Schanigarten zu setzen und ich hoffe, Ihnen geht es genauso.

Falco Remix

Into the Light.

Alle Worte und Zitate (c) Falco, dessen großartige Interviews diesen Text ergeben. Eine Hommage an ihn.

Ihn zu hören und zu verstehen. Hinter dem Vorhang der Bühne seines einzigartigen Lebens.

Falco Remix

Ich wurde geboren in Wien, was ich auch bisher nicht bereut habe, da ich auch gerne dortbleiben möchte. Ich habe also Musik gemacht, sehr zum Unwillen meiner Eltern. Ich habe von Anfang an versucht einen sehr eigensinnigen Weg zu gehen. Ich war also nie ein, möchte ich sagen, unkomplizierter Knabe. Ich glaube, das ist auch bis heute so geblieben.

Ich glaube, man sollte mir ein bisschen eine Chance geben. Also bin ich sowohl bei meiner Tochter als auch bei mir.

Wahre Hilfe ist meist leise. Ich war emotional ein bisschen verhindert. Ich habe also meines Erachtens ein gutes Gewissen.

Habe ich mich verändert? Ich habe noch immer die Lederjacke an und ein Hawaiihemd. Also inwieweit habe ich mich verändert?

Ich kann nichts anderes tun als mein Bestes zu geben und zu hoffen, dass es den Leuten gefällt. Hör dir die Texte an.

Vielleicht hätte ich mit der letzten Platte ein Buch schreiben sollen als eine Platte zu machen.

Das ist Rap. Das ist ein schneller Sprechgesang. Ich habe es mit Wienerisch versucht und es ist sehr gut gegangen, wie man sieht.

Ich dachte, also hier ist also eindeutig eine Seite deiner Person, die du hundertprozentig vertreten kannst. Man soll dich zwar nicht unbedingt auffordern, das Ganze zu erklären und jede Seite deines Ichs irgendwie zu beleuchten, weil das meiste weiß ich eigentlich selber nicht von mir und komme also immer mehr nur darauf, was ich nicht möchte.

Unser Geschäft ist Schall und Rauch. Und das wird uns unser ganzes Leben begleiten, dass wir uns eigentlich auf einem sehr dünnen Eis befinden.

Wer will einen Popstar, der Hans Hölzl heißt? Da muss irgendetwas Griffigeres her und das ist gefunden und daraus ergibt sich kein Identitätsproblem. Ganz im Gegenteil.

Weil ich also überhaupt 85, 86 nichts anderes zu tun hatte, als von einem Land zum anderen zu fahren und zu erklären, wieso Mozart lebt und wieso Jeanny lebt. Auch noch! Und hin und her und Papipapo. Dann war das Kind 86 da. Also ein Braver war ich ja nie! Und wir haben also gelebt in Saus und Braus mit Trennung und Tü und Ta. Jedenfalls war es Ende 86 so, dass ich mir dachte: „Also Junge, jetzt siehst du dich wirklich nicht mehr.“

(Ist ein Kind zu haben der Sinn des Lebens?) Ich weiß es nicht. Aber es hat schon mit dem Glauben auch zu tun. Mit dem Glauben daran, dass es etwas gibt, was wir nicht in Schallplatten ausdrücken können, nicht in Zahlen, nicht in ….

Und wenn man überhaupt meine letzten zehn, zwölf Jahre sieht, wenn ich die mir selber so anschaue, kann ich mir nicht vorwerfen, irgendetwas an Exzess-Möglichkeiten ausgelassen zu haben. Also das hat zum Teil Niederschlag gefunden in meinen Liedern. Ich habe halt auch geglaubt, dass ein wesentlicher Bestandteil des Rock ‘n‘ Roll der Exzess ist.

Wo siehst du wirklich deinen Platz hier? Du hast auf der einen Seite eine sehr intellektuelle Szene. Einen großen Anspruch. Also mit Herzschmerz und so ist nichts mehr. Auf der anderen Seite das Establishment. Was will ich? Ich will Popmusik machen. Nie verleugnen, dass es schon darum geht, möglichst viele Leute zu erreichen. Und das ist Pop.

Vaterland gibt es für mich keins. Also Vaterland ist mehr so ein pathetischer Vorwand, nämlich immer dann, wenn es um Streitigkeiten geht. Es gibt eine Muttersprache und die ist Deutsch. Ich lebe gerne in Wien und diese Stadt erhält mich am Leben, weil es eine enorm kritische Stadt ist. Weil nirgendwo ist die (Kritik) härter als in Wien.

Ich bin sehr selbstkritisch. Nur ich könnte mir eigentlich, wenn ich so zurückblicke die letzten zehn Jahre, nicht denken, was ich wesentlich anders gemacht hätte und wesentlich besser gemacht hätte.

Ich habe nie den Fehler gemacht, mein Publikum für blöd zu halten.

Ich bin ja mit mir eigentlich ziemlich allein.

Hier wagte es einer aus sich hervorzutreten, um eine Person darzustellen, wie es halt ist in der darstellenden Kunst. Und das ist auf einmal so seltsam? Was ist da so seltsam? Er IST ganz einfach.

Auf einmal schaut eine Öffentlichkeit mit dem Brennglas auf einen Typen, der ein paar Jahre zuvor mit Brille und Lederjacke sieben Millionen Mal um die Welt gegangen ist, und der eigentlich sich selbst für einen Außenseiter gehalten hat. Und auf einmal gibt es einen Hit … und natürlich wird man zum Opfer der Medien. Wenn man nicht aufpasst. Na, ich bitte dich, ich frage dich, woher hätte ich es wissen sollen?

Ich war gar nicht gut drauf, als ich hörte, Nummer eins in Amerika. Dann kommt man sehr leicht in Versuchung, eigentlich von seiner Kunst abzulenken und alles auf eine sehr wirtschaftliche Ebene zu ziehen. Aber es hat fast fünf Jahre gebraucht, um mich seelisch und überhaupt … in allen meinen Auslotungen meiner Seele …. wieder ein bisschen ins Lot zu kriegen.

Warum stürzt man sich immer wieder ins Abenteuer? Das ist der Thrill! Und der Thrill ist, eine gute Platte gemacht zu haben. Ich werde gute Platten machen, ich werde wieder schlechte Platten machen. Ich kann nichts anderes. Das ist mein… meine Berufung, mein Talent, mein Inhalt, mein Beruf, meine Profession, meine Begabung. Wie kommst du rüber? Kannst du dich mitteilen? Kommst du überhaupt … wie kommst du an? Das ist schon sehr aufregend.

Ich möchte nicht auf die letzten fünf Meter zusammenbrechen. Ich bewege mich immer auf einem Drahtseil. Zwischen sein und nicht sein, zwischen Absturz und Aufstieg. Mein Job ist es ein Grenzgänger zu sein, der durchaus auch immer wieder mit seinem Leben spielt, seiner Identität.

Ich gehe doch dorthin, wo es mir gefällt.

So ist das bei den Österreichern, sie wollen alles ganz kurz sagen und dann erzählen sie stundenlang.

Wien bei Nacht.