
3G: Gedacht
Als Kind der 80er und 90er ist „Ghost – Nachricht von Sam“ für mich der filmische Inbegriff der Romantik. Gemischt mit Komödie, dank Whoopis Charme, und Thriller, dank des Widersachers. Eine etwas wilde Mischung, gestehe ich ein. Trotzdem sehr romantisch. Mit kurzen Haaren und Latzhose in einem Loft herumzutöpfern steht für ein Lebensgefühl der 90er-Jahre.
Oft satirisch aufgearbeitet wurde die berühmte Töpferszene, vergleichbar mit der Szene von Leonardo di Caprio und Clare Danes, nein das waren Romeo und Julia, ich meine Kate Winslet, auf der Titanic. Ich wäre dann doch eher fürs Töpfern, da mir auf Booten, Schiffen und Luftmatratzen sehr übel wird. Alle drei Geschichten haben eins gemeinsam: Er liebt, segnet aber das Zeitliche. Vielleicht ist diese Form der romantischen Liebe und des Begehrens nur in der Abwesenheit und mit Hilfe von Illusion/Projizierung (mit Beamer oder ohne) haltbar, nicht immer aber im „Hast du mein Ladekabel gesehen?“-Alltag.
Doch das Wort, das für ihre Liebe steht, und an dem Sam von ihr erkannt wird, ist uns in Erinnerung: dito. Und wie bei zwei Dingen oder sogar Menschen, die unser Gehirn als eines abspeichert, ist mir erst jetzt die zweifache Ausführung bewusst geworden: das romantische „Dito“ und das Österreichische „Detto“. Detto ist hier eher scherzhaft freitags um 12:56 im Büro zu hören: „Mir reicht’s für heute.“ – „Detto.“
4G: Gemerkt
Das Geistwerden, also Ghosting, ist mittlerweile ein etablierter Anglizismus. Ein Zeit-Phänomen als oft konfliktscheue Reaktion einer Gesellschaft der Über-Kommunikation. Ab wann ghosten wir? Meiner Meinung nach, sobald man eine Person persönlich kennt und in den vergangenen Monaten gesehen hat, (oder mit ihr verheiratet oder eng verwandt ist) ist es Ghosting. Wenn die entfernt bekannte ehemalige Nachhilfeschülerin nach über zwei Jahren der Stille irgendetwas von einem braucht und man antwortet nicht oder nicht umgehend, war man schon Geist, bevor man einer wurde. Auch erlebt, wenn jahrelang verschollene Facebook-Freunde plötzlich sehr dringend Sizilientipps benötigen, eingeleitet von „Was tut sich so?“. Was tut sich so seit 2018? Gute Frage.
Nicht immer sind wir verpflichtet, zu antworten, zu liefern. Genauso kehren, viel unromantischer als in unserem Liebesfilm, gerne auch jene Geister der Vergangenheit zurück, die damals selbst geghostet haben. Sie wollen von uns ent-ghostet werden. Besser nicht. Denkt an Odysseus. Es kann und wird nicht gut gehen.
Um uns etwas zu merken, müssen wir es vorher bemerken. Bemerkbar ist, dass sich vieles in der Kommunikation verändert hat und weiter verändert. Oft erscheinen schon gewisse eigene Freunde vor dem inneren Auge als Geister, weil man sie seit Jahren nur mehr online hört oder liest und nicht mehr persönlich trifft. WhatsApp statt Whoopi als Medium. Dabei brauchen wir es nicht, können beieinander sitzen und sagen: „Schön, mit dir zu sprechen.“ „Dito.“