Herbststimmung: Veganer-Eis oder lieber ein warmer „shawl“?

Herbststimmung: Veganer-Eis oder lieber ein warmer „shawl“?

Die kühlen Temperaturen erfordern neue Worte!

Ich bin zurück aus Italien. Doch Italien ist auch hier! Auf dem Weg ins Café traf ich auf dieses nette Schild:

Eis aus Veganern?

Es schmeckt zwar sicherlich sehr gut, aber es sind ein paar Fehler im Eis … nein: Schild! Wie viele findet ihr? Veganer Eis sind zwei Wörter, die recht unmotiviert nebeneinander stehen (klingt nach meinem letzten Date). Bei Wörtern, Zahlen und Buchstaben geht es, wie bei allem im Leben, hauptsächlich darum, eine Beziehung darzustellen oder herzustellen. Ist das Adjektiv „veganes Eis“ gemeint oder der Begriff Veganer-Eis (auch in Ordnung, dann aber mit Bindestrich). Oder es gibt hier Veganer und Eis, was auch stimmt, allerdings ist nur das Nicht-Milchprodukt käuflich.

Interessant sind auch Heidelbeer und Himbeer. Brom- und Him- kommen übrigens sonst als Präfixe in keinen anderen Wörtern der deutschen Sprache vor, sind gebunden an die Beere. Lustig ist auch, dass nicht-wörterbuchkonform „Heidelbeere“ geschrieben wird, sondern das für den mündlichen Sprachgebrauch in der Kombination mit Eis üblichere Heidelbeer ohne e am Ende.

Der Bindestrich, der bei dem Veganer-Eis (ganz hip in Speisekarten auch gern veganer.eis kursiv geschrieben), ist heruntergefallen und hat ein Dunkle-schokolade-Wort gebildet. Hier braucht man ihn weniger, dafür bräuchte die Schokolade ein großes S.

Wer ganz genau schaut, hat auch auf dem Schild dahinter Kaffe entdeckt. Auch wenn ihn unsere Nachbarn aus Deutschland so aussprechen, wird er trotzdem Kaffee geschrieben. Doch die Italiener haben hier voraussichtlich ihren Caffè eingedeutscht mit K, kein schlechter Ansatz!

Ins Café geht man, den Kaffee trinkt man.

Da es den Wörtern, Buchstaben, Menschen und Molekülen (?) um die Beziehung zueinander geht, betrifft das auch Sprache an sich. Die kommunikative Aufgabe dieses Eisschildes ist gänzlich erfüllt, die Message angekommen. Ich sehe vor meinem inneren Auge zwei blaue Häkchen. Deshalb machen diese Fehler überhaupt nichts, höchstens das Geschäft sympathisch! Der kommunikative Zweck ist erfüllt.

hip hipper – am hipp(e)sten

Hip Hop (hip-hop)

Hipster

Hippie:  earlier (1953) a variant (usually disparaging) of hipster (1941) „person keenly aware of the new and stylish“ 

Wir staunen. Ein Hippie war bereits eine Variante eines Hipsters. (Zum Glück nur sprachlich.)

So neu sind unsere hippen Wörter auch wieder nicht, wie man sieht.

Aber jetzt … a bit more of bella Italia. Als ich in Italien ankam, lief im Bus von Catania nach Palermo das Radio und das Thema war Ablenkung am Steuer. Hoffentlich lenkte dieser Radiobericht nicht wiederum unseren Busfahrer ab. Ein Autofahrer wurde bestraft, weil er einen Teller Pasta am Steuer aß. Alle Achtung! Uns „Nicht-Italienischen“ gelingt das nicht einmal, ohne dabei ein Auto zu lenken; die langen Nudeln ohne Löffelhilfe elegant mit Soße auf der Gabel zu behalten! Complimenti! Wahrscheinlich blieb sein frisch gebügeltes Hemd (Grazie, mamma) sogar sauber dabei.

Die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Sizilien macht Spaß. Ich fuhr Tage später von Palermo nach Cefalù, als mir ein besorgter brasilianischer Bekannter schrieb: „Pass gut auf dich auf.“ Ich reagierte cool: „Überhaupt nicht gefährlich“. In Cefalù wollte ich Luciano treffen, der von der anderen Seite der Küste mit der Bahn nach Cefalù kam. Ich erhielt eine Nachricht und einen Anruf auf Englisch (um nicht von allen verstanden zu werden) von ihm: „Es gab eine Schlägerei im Zug. Er musste angehalten werden, die Polizei ist da.“ Ups, verschrien.

War es ein Clown? Nein, aber es war eine Geschichte mit Zivilcourage. Schockierend fand ich hingegen die Mariahilfer Einkäuferinnen und Einkäufererer, die zusahen, als ein Clown (es klingt wirklich zu absurd um es auszuschreiben) auf eine Frau einschlug. Jemand bemerkte sogar, dass da etwas nicht ganz in Ordnung war, reagierte und …..

….. filmte! Klar. Was sonst? Der Clown hatte Glück, dass ich nicht in der Gegend war, ich habe es schon seit ES in den 90er Jahren auf ihn abgesehen. Kiiiiap!

Man könnte auch statt der unerfreulichen Nachrichten ein Buch lesen. So getan meine Mutter, auf Englisch. Und entdeckt: Es gibt viele schottische Wörter, die sehr an das Deutsche erinnern.

I dinna hold wi‘ your secrets, and a secret that the hail toun kens!

Ich like hail taun für whole town. Besonders verzückt bin ich bei kens mit k, wie kennen. I ken it. Falls euer Kind so bei der nächsten Englisch-Schularbeit schreibt, sagt einfach, „That’s Scottish English!“

Und bei besonders Hartnäckigen: He kens your secrets!

Ich wickle mich jetzt in meinen shawl (Englisch für großes Tuch, klingt aber schal/Schal, Germanisten-Witz, sorry, pals) und trete dem Herbst entgegen. Falls ihr noch mehr Fehler auf dem Eisschild entdeckt habt, die ich nicht gesehen habe, freue ich mich für euch. 😉

Schönen Herbstbeginn und lasst euch nicht von Clowns beißen!

Barbara

Made in Austria: Warum man auch mit Worten nicht urassen soll

Made in Austria: Warum man auch mit Worten nicht urassen soll

Plus: Trick 17 als Life Hack

Das Wort ursassen (verschwenden, vergeuden) hört man in Österreich meistens in diesem Satz und in ganz verschiedenen dialektalen Ausformungen: „Geh, tu ned so urassen.“ Ụrassen mit Betonung auf u und gothischer Herkunft: ufarassjan. Es verbindet sich scheinbar gerne mit „tun“. „Urasse nicht, mein Kind!“ ist uns viel zu wenig umgangssprachlich. Jesus könnte es aber auch so in der Art gesagt haben, nachdem er extra am See See Genezareth (ich war dort, er ist wunderschön und spirituell, allerdings später) Fisch und Brot im Rahmen der Initiative „Wundersame Brotvermehrung“ an mehrere tausend Menschen verteilte.
Auch jetzt, wenn auch in Wien viele Menschen während des Ramadans fasten, ein wichtiges Thema, dankbar für das zu sein, das wir haben, und nicht zu urass’n.

Ein sympathisches Wort jedenfalls, dieses urassen. Es wird, bekommt man den Eindruck, gerne von Älteren verwendet, meist für Essen, gern gestohlene Büromaterialien (Chef: „Urassen Sie nicht mit dem teuren Schreibpapier!“) und andere mehr oder weniger wertvolle Dinge.

In der Jugendsprache dürfte es meinen Ohren nach noch nicht angekommen sein. „He, was geht mit dir? Urass nicht so mit dem Bubble Tee.“ Klingt aber gut, finde ich, und lässt sich vielfältig einsetzen. Sogar mit Objekt oder ohne.

Die Jugendlichen hätten auch allen Grund, das zu sagen, denn immerhin sind sie gerade 20 Minuten lang unten bei der U-Bahn-Station Schottentor (tolle Atmosphäre) mit Maske angestanden. So wie wir in dem Alter zu Nicht-Pandemie-Zeiten vor der Disco U4 mit (schlecht) gefälschten Schülerausweisen. Nach dem Motto: Keine Schlange ist zu lange.

Pro: In der Schlange können Gleichaltrige beobachtet und getroffen werden. Und sei es die Angst, nicht hereingelassen zu werden oder die, dass die Lieblings-Bubble-Tea-Sorte aus ist: Gesprächsthemen sind vorhanden.

Der redet falsch aka: Pack die Jause für den Dialektologie-Ausflug.

Apropos Dialekt. Viele Leute verwechseln Standarddeutsch („Hochdeutsch“) mit Mundart oder Umgangssprache. Im Dialekt ist zum Beispiel die unterschiedliche Verwendung der Fälle nicht falsch. Auch die gesprochene Sprache ist ein konsequentes, intaktes, harmonisches und in sich richtiges System. Deshalb zeigen oft gerade die, die sprachlich eher Halbwissen haben, mit dem Zeigefinger auf Leute, die sich dialektal ausdrücken.

Was zu sagen richtig ist, wie: „Du sterst erm eh ned“ (Du störst ihn eh nicht), kann nicht mit einem gekeppelten: „ihn!“ ausgebessert werden.

Klarerweise kommt es bei Mischungen von Dialekt und Standardsprache (Prohaska im Fernsehen z. B.) dann zu unrichtigen Kombinationen. Auch dann, wenn ich versuche, im breitesten Wiener Dialekt zu sprechen. Das kann ich nämlich nicht (gut). Denn in den 80er-Jahren entschieden viele Eltern in Wien und Umgebung mit den Kindern bewusst „Hochdeutsch“ zu sprechen. Bildungssprache. Diese Tendenz hat sich bis heute gehalten, allerdings lernen die meisten jungen Wienerinnen und Wiener im Arbeitsleben den Dialekt und verwenden ihn ab dann auch in ihrem Alltag.

Pro: Im Alltag sprechen wir alle meist irgendetwas dazwischen.

Trick 17 heißt jetzt Life Hack und warum wir das nicht liken

Apropos junge Wiener. Ihnen werden online von Werbung und Klick-drauf-Artikel (= auch Werbung, aber mit komischen Bildern und Geschichten) Life Hacks für „eh alles“ angeboten. Wir sagten dazu einfach Trick 17. Die „Sendung mit der Maus“ hat mir beantwortet, woher der Ausdruck Trick 17 kommt:

Die wahrscheinlichste Theorie ist, dass Trick 17 auf das englische Kartenspiel Whist zurückgeht. In der Schweiz sagt man übrigens Trick 77 – und in Finnland Trick 3. In Frankreich nutzt man système D.

Und der in vielen Sprachen um sich greifende (oder besser gesagt schlagende) englischsprachige Begriff Life Hack? Der kommt von hier:

The term life hack was coined in 2004 during the O’Reilly Emerging Technology Conference in San Diego, California by technology journalist Danny O’Brien to describe the „embarrassing“ scripts and shortcuts productive IT professionals use to get their work done.

= Der Begriff Life Hack wurde 2004 (..) vom Technologiejournalisten Danny O'Brien geprägt, um die „peinlichen" Skripte und Datei-Verknüpfungen zu beschreiben, mit denen IT-Experten ihre Arbeit erledigen.

Ursprünglich also keineswegs ein positiver Begriff.

Pro: Lieber trickseln statt herumhacken.

Noch mehr komische Werbung: die Eis-und-doch-kein-Eis

Wer spätabends noch fernsieht, den erwischt auf manchem deutschen Privatsender auch die Über-18-Werbung. So auch jene der Firma Eis, die kein Eis verkauft. Sie preist ein Produkt an (es ist kein Eis) und eine Stimme sagt:

„XY um nur null Euro.“

Kann etwas NUR null Euro kosten? Nur nichts? Ich befürchte, das ist weder mathematisch noch sprachlich auf irgendeine Weise sinnvoll.

Aber auch auf unseren heimischen Privatsendern gibt es sprachlich interessante Werbungen so wie die LIDL-Grillwerbung, die in (jedenfalls nicht Wiener, könnte ihn aber nicht ganz genau zuordnen, wisst ihr es?) Dialekt Grillfleisch-Preise herumschreit. Wahrscheinlich, weil wir in Wien, die Hochdeutsch und Wienerisch sprechen, keine Griller in unseren Nicht-Gärten haben. Dafür hat mein Garten auch nur null Euro gekostet.

Pro: Jetzt wird es wirr.

Apropos wirr:

Wirre Spekulation aufgetaucht

Gestern war ich im Botanischen Garten, in dem mich diese lustigen, fancy Schönheiten erwartet haben:

Tulpen. Botanischer Garten neben Belvedere.

Beim Heimfahren über den Ring musste ich dann wegen Demonstrationen zuerst warten und dann aus der Straßenbahn steigen.

Da ist mir urplötzlich – nach nur zwei seriösen Facebook-Videos von Frau Dr. Dr. med. Gurkensalat – alles klar geworden:

Die Wiener Linien wollten von den harten Maßnahmen 2019 des Essverbots in der U-Bahn (Leberkassemmel, ofenwarme Golatschen und Kebap) ablenken und taten sich mit der Wiener Wirtin „Bei Gitte“ und anderen zusammen, die von der Knallhart-Maßnahme „Rauchverbot drinnen“, sehr zum Unmut der 90 % Raucher-Stammgäste, ablenken wollten. Sie fuhren deshalb gemeinsam mit der über Knoten Simmering umgelenkten Bim 72er nach Wuhan. Dort zerdepperte (Wienerisch zerbrach) Gittes 30-jähriger Sohn Berti unabsichtlich sein Glas-Tupperware mit der vergessenen Knacker als Jause vom Donauinselfest 2014 darin.

„Unabsichtlich“! 😉

Corona Made in Austria statt Made in China, Hygiene Austria weiß, wovon ich spreche. Wir (meine fünf anderen Persönlichkeiten und ich) haben alles aufgedeckt. Man kann es nicht mehr abstreiten.

Weltweit reiben sich nun die Eliten der Lokal- und U-Bahnbesitzer die Hände, da dank Maskenpflicht und Schließung nun weder in Lokalen geraucht, noch in U-Bahnen gegessen werden kann oder darf.


Zum Abschluss das Wort des Tages von dictionary.com, das ihr bestimmt weder kanntet noch aussprechen könnt:

apothegm

apuh-them ]

noun

a short, pithy, instructive saying; a terse remark or aphorism.

= ein kurzes, kerniges, lehrreiches Sprichwort; eine knappe Bemerkung oder Aphorismus


Alles Liebe und eine schöne Woche. Barbara

PS: Morgen wird der Lockdown gelockert (was wiederum etwas verwirrt) und wir machen es wie die Bubble-Teenager und schlängeln uns auf der Straße, um dringend neue Socken zu kaufen.