
5G: Gefühlt
In einem Interview las ich kürzlich die Aussage „In der Branche ist es sogar sehr gefragt, dass man divers ist.“ Ein eigentlich absurder Satz. Gemeint war übrigens die Modebranche. Diversität (auch Diversity) heißt, sich in bestimmten (in verschiedenen Konzepten festgelegten) Bereichen zu unterscheiden. Hier gibt es feste und variable Dimensionen, wobei sie nicht immer voneinander abgrenzbar sind. Dazu zählen auch Alter, Wohnort, sozial-ökonomische Bedingungen und vieles mehr. Divers als Modewort? Die Zeit der schnellen Videos und Klick-Überschriften mit KI-Zusammenfassungen lässt meist keinen Platz für lange Ausführungen, seien es geschriebene oder gesprochene. Doch bevor man mit Begriffen um sich wirft, braucht es den Dialog zu Begrifflichkeiten und in weiterer Folge auch zu unseren Werten.
Ein linguistischer Exkurs dazu: „Diverse Personen“ oder „diverse Beispiele“ bedeutet auf Deutsch (und auch Italienisch, aus dem Latein stammend) ursprünglich sowohl „verschiedene“ als auch schlicht „einige“, weshalb man hier auch beim Übersetzen aus dem Englischen auf die richtige Interpretation achten sollte.
Wie aufgeschlossen sind wir wirklich? Und wie aufgeschlossen sollen oder dürfen wir sein? Lassen wir einige „Stereo-Typen“ aus der Fantasie aufeinander treffen: Wird ein Herr der Reinigungsfirma, der kein Englisch spricht, die gut verdienende Expat-CEO, die nur Englisch spricht, heiraten? Schließt die Wandergruppe der sportlichen 30-jährigen auch eine 60-jährige Dame aus der Nachbarschaft mit ein, wenn sie das wünscht? Vielleicht, wenn das Schicksal mitspielt. Die Statistik sagt aber etwas anderes.
Es ist schön, in den Medien viele verschiedene Familienmodelle zu sehen. Aber realistisch sind die Bilder trotzdem noch nicht. Vor allem die Werbung zeigt grinsend eine Welt, in der ältere Frauen weiterhin nur für Blasenentzündungsprodukte oder in Oma-schenkt-dir-Schokolade-Rollen gezeigt werden. Zeige ich Diversität, muss ich außerdem auch Menschen zeigen, die mit Akzent Deutsch sprechen. Sie sind genauso Österreich wie jene Person, die immer noch im Dialekt spricht und die, die im Bus denglischt oder in Gebärdensprache im Kaffeehaus tratscht.
Mein Plädoyer dafür, Aufgeschlossenheit und Vielfalt weniger zu simulieren und mehr zu leben. Und auch darüber nachzudenken, was Diversität für uns und auch für die Arbeitswelt wirklich bedeutet.
6G: Gesagt

Sager habe ich zwei sehr erheiternde dieser Tage hören dürfen:
- Fünfjähriges Kind, Wanderweg, Mönichkirchner Schwaig:
„Ich kann Urlaube machen. Aber ohne Wandern!“ Die Eltern versuchten – ein wenig keuchend aufgrund der Steigung – mit Argumenten wie „Muckis, Kondition“ und „gestern hast auch gemault“, das Kind zu motivieren, was selbstverständlich keinerlei Wirkung zeigte. Ihre leicht verzerrten Gesichtsausdrücke verrieten, dass sie sich eigentlich selbst gerade motivieren mussten. Nach der Steigung wartete aber eine lustige Schaukel mit Kuhglocken (der ich selbst nur schwer widerstehen konnte) auf die Familie – die Rettung, wenn die Vorteile des Zukunfts-Ich, wie Muskeln und eine tolle Kondition, doch noch nicht gesehen werden.
Etymologisches PS: Warum eigentlich Mönichkirchen und nicht Mönchkirchen? In der Kirche auf dem Hauptplatz liest man, dass der Missionar Minicho vom Erzbischof aus Salzburg geschickt wurde und Namensgeber der „Minicho Kirche“ war, die bereits 860 an diesem Platz stand. Daher stammt die Ortsbezeichnung Mönichkirchen. - . Junge Frau Anfang zwanzig, Straßenbahnstation, zu Mittag am Pride-Wochenende, mit einer Flasche Sekt in der Hand zu ihrer Freundin:
„Dann ruf‘ ich jetzt meine Grandma an, die wahrscheinlich auch schon tipsy ist. Problematic woman. Haha, na Spaß.“
Na dann, Prost und Cheers!
